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Jakob Vetter widmet sich in seinem Beitrag „‘[U]nd sah sich plötzlich zu seinem großen Erstaunen von Noth und Sorge umgebenʼ der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Männliche Armutsrisiken in Kellers Bildungsroman Der grüne Heinrich“. Im Gattungskontext des zeitgenössisch hochvalorigen, genuin männlich semantisierten Erzählmodells ʻBildungsromanʼ und am Beispiel eines seiner meistbeforschten Kanontexte richtet sich das Erkenntnisinteresse auch dieses Beitrags auf das mittlere 19. Jahrhundert, das als Zeitalter von – auch geschlechtergeschichtlichen – Ordnungskrisen und Massenarmut (Pauperismus) in Geschichtsbücher und Literaturgeschichten eingegangen ist. Theoretisch gleichfalls an Luhmanns Soziologie des Risikos orientiert, zeigt der Verfasser anhand einer thematisch einschlägigen und repräsentativen Publikation (J. J. Vogt: Das Armenwesen, 1853/54) zunächst auf, dass im historischen Diskurs Armut als gesellschaftliches wie persönliches und zugleich genderfiziertes Risiko wahrgenommen wurde. Am Beispiel von Kellers ʻMeistertextʼ hinterfragt die anschließende narratologische Analyse der verschiedenen Kommunikationslevels (Figurenebene, Erzählerebene, Werkganzes/Textsubjekt), inwiefern hochkulturelle deutschsprachige Literatur diese diskursive Wahrnehmung von Armut als gendercodiertes Risiko aufgreift, mit genrespezifischen Narrativen zusammenführt und so ästhetisch reflektiert und problematisiert. |