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Zeitenwenden sind dem Unendlichen freundlich. Ob der Umbruch als Krise erlebt wird, in der ein für sicher gehaltener Boden bebt und reißt, oder als enthusiastischer Neubeginn, der ungeahnte Horizonte freisprengt, das Unendliche erhält in solch metaphorischen Szenarien leicht Gelegenheit für einen neuen Auftritt. Wo das Gewohnte, das Feste, das in seiner Wohlausgemessenheit Endliche birst oder aufbricht, wird Unendliches wieder vorstellbar. Insofern hat das Unendliche eine eigene Affinität zum Umbruch fester Ordnungen. Vorstellungen von Unendlichem haben auch innerhalb der Ordnungen ihren Ort, die das Denkbare vom Undenkbaren trennen, das Machbare vom Unmöglichen, das Erlaubte vom Verbotenen, das Erträumbare vom Tabuisierten. Dabei rivalisieren unterschiedliche Rahmenvorstellungen im gleichzeitigen Nebeneinander verschiedener Schichten, ethnischer Gruppen, Religionen, Ideologien. Meist bringt eine neue Zeit auch eine neue Vergangenheit und eine neue Zukunft. So verändern sich die Positionierungen des Unendlichen. Selbstbeschreibungen und Geschichtsdeutungen entfalten ihre sinnordnende Wirkung nicht nur über begrifflich-systematische Ausarbeitungen, sondern mit durchschlagender Wirkung auch über Bilder, rituelle Praktiken und Narrationen. Hier wird angeeignet und verarbeitet, wo und wie die Menschen einer bestimmten Zeitgenossenschaft sich in Raum und Zeit verorten und mit welchen Ängsten, Wünschen und Hoffnungen sich ihre Gegenwart und ihre Zukunft auflädt. Auch in derlei Konstruktionen treten Endlich und Unendlich in immer neue Konstellationen und Konflikte. |