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Nach dem Epochenumbruch von 1989 ist mit der Theorie der Moderne auch der modernisierungstheoretische Blick auf die Geschichte in eine Krise geraten. Nicht mehr nur als Vorgeschichte der eigentlichen Moderne, als »Vormoderne«, wird die Frühe Neuzeit in den letzten Jahren betrachtet, vielmehr rücken daneben ältere Gesamtentwürfe der Epoche wieder in den Blick. Fünf solcher Gesamtentwürfe oder Deutungsmuster werden in dem hier vorgelegten Sammelband untersucht. Wenngleich in verschiedenen Disziplinen formuliert, von Historikern ebenso wie von Theologen und Juristen - es handelt sich um die Frühneuzeit-Deutungen von Paul Joachimsen, Ernst Troeltsch, Werner Elert, Otto Brunner und Carl Schmitt -, entstammen sie alle der Krisenerfahrung der Weimarer Republik. Schon damals wurde in einem Streit um die Moderne nach deren Beginn gefragt, wurde über die entscheidenden Epochengrenzen diskutiert, insbesondere über die Bedeutung der Reformation. Schon damals rangen Einheitsvorstellungen über die frühneuzeitliche Wirklichkeit mit funktionalen Segmentierungen, war die Beziehung zwischen den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, Staat und Religion umstritten. Die aktuellen Fragen der Frühneuzeit-Forschung haben einen langen historischen Vorlauf; ihn bringt die wissenschaftsgeschichtliche Reflexion an den Tag. Sie erhellt die Zeitbindung der alten Deutungsmuster ebenso wie ihre Relevanz für die Gegenwart, sie wird als substanzielles Element historischer Erkenntnis verstanden. Zu den Autoren der fünf Beiträge zählen neben der Herausgeberin Reinhard Blänkner (Frankfurt/Oder), Notker Hammerstein (Frankfurt/Main), Thomas Kaufmann (München), Günter Meuter (Kaarst) und Henrique Ricardo Otten (Aachen). |