Themenheft »Toleranz« : Glaube und Lernen 1/2011

Autor: Michael Basse, Wolfgang Maaser, Ernstpeter Maurer, Peter Müller, Martin Rothgangel, Hartmut Rupp, Konrad Schmid, Michael Wolter
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Popis: »Der Begriff »Toleranz« wird im Alltag sehr unscharf gebraucht. In der Regel ist er positiv besetzt, so wie »Intoleranz« zumeist kritisch angemerkt wird. Bei genauerer Betrachtung stößt man schnell auf die Aporie, daß auch Toleranz nicht immer konstruktiv ist, wenn sie nämlich der Intoleranz gegenüber schwach bleibt. Dieses Problem zwingt zu einer genaueren Fassung des Begriffs: Was ist Toleranz und wo liegen die Grenzen der Toleranz? Toleranz ist nicht zu verwechseln mit Indifferenz. Das Problem tritt erst auf, wenn mir eine Einsicht oder Haltung so wichtig ist, daß ich sie um keinen Preis revidieren will. Wie begegne ich dann aber anderen Personen, die gerade diese Einsicht oder Haltung ablehnen? Toleranz erweist sich in der Spannkraft, diesen Konflikt auszuhalten, die eigene Position zu vertiefen, vielleicht auch zu relativieren, und eine entsprechende Reflexion dem Gegenüber zuzumuten. Die theologische Zuspitzung liegt in der Frage, ob der biblische Gottesglaube als Monotheismus immer schon zur Intoleranz neigt. Friedhelm Hartenstein zeigt auf, wie im Bereich der alttestamentlichen Rede von Gott gerade der Glaube an einen transzendenten Schöpfer die eigenen Geltungsansprüche relativiert. Dieser Gottesglaube weiß um die eigene Vorläufigkeit und ist daher bereit zur Selbstkritik. Dazu gehört auch die Einsicht, dass die israelitische Religion nicht aus sich selbst ihre Kraft bezieht, sondern immer wieder auf das rettende Handeln Gottes angewiesen ist. Unduldsam, d.h. auf den ersten Blick intolerant, verhält sich der alttestamentliche Glaube daher nach innen, gegenüber allen Tendenzen, den universalen Gott festzulegen, etwa durch Bilder. So wird der biblische Monotheismus vor dem Anspruch auf absolute Wahrheit bewahrt. In der Geschichte des Christentums ist diese fruchtbare Spannung an entscheidenden Punkten hervorgetreten, aber auch immer wieder in den Hintergrund getreten. Das zeigt der Beitrag von Michael Basse auf. [...] Frank Surall geht von der positiven Sicht aus, wonach Religionsfreiheit als grundlegendes Menschenrecht gilt. Dann sollte der Begriff »Toleranz« nicht im Sinne eines Zugeständnisses verstanden werden – was der Wortsinn »Duldung« ursprünglich nahe legt. Vielmehr wird die Toleranz zur Tugend....« (Aus dem Vorwort von Ernstpeter Maurer)
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