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Die Figur des ‹Homo digitalis› kann als anthropologische Resonanz angesehen werden auf die seit einigen Jahren intensiv geführten Debatten um die digitale Transformation von Technologien und Medienkonstellationen. Bio-, Nano- und Geo-Technologien dringen weit in das vor, was bislang als ‹Natur› galt und was die menschlichen Ressourcen und seine Umwelt bezeichnet hat, aber auch seinen eigenen kreatürlichen Anteil. Die humanen Möglichkeiten werden dabei so weit über ihre Grenzen hinaus verschoben, dass sie als Auflösungserscheinungen des ‹homo sapiens› wahrgenommen werden. Mit der anthropologischen Figur des ‹Homo digitalis› lassen sich zum einen damit verbundene Befürchtungen in den Blick nehmen, zum anderen ist sie eingebunden in Gegenwartsdiagnosen, mit deren Begriffen ‹Anthropozän›, ‹Posthumanismus› oder auch ‹kybernetischer Naturzustand› sich jeweils unterschiedliche Aussagen über die Stellung des Menschen verbinden. Die ‹Genese› des ‹Homo digitalis› lässt sich über die Rekonstruktion der historischen Reflexion über (Körper- und Geist-)Maschinen als ‹Spiegel des Menschen› nachzeichnen. Anhand von zwei aktuellen Theoriesprachen lassen sich sowohl die besondere Morphologie des ‹Homo digitalis› als auch die Rolle seiner Spezies angesichts der Gleichzeitigkeit von Technologisierung und Umweltzerstörung aufklären. Eine kybernetische bzw. medienökologische Perspektive macht dabei deutlich, dass es keine Zeit vor der Verbindung von Mensch und Maschine gegeben hat, der Weg hinter die Technisierung ‹zurück› also eine Illusion ist. Darauf baut auch eine posthumanistische Perspektive auf, wenn sie neue Beschreibungsweisen für die Wahrnehmung des techno-sozialen Zusammenhangs entwickelt, um die spezifischen Konstellationen und Bedingungen zu erhellen, in denen sich der ‹Homo digitalis› bewegt. |