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Spätestens seit der starken Fluchtbewegung im Jahr 2015 fällt auf, dass sich in Österreich viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und Kontinenten niedergelassen haben. Sie haben den Wunsch, in Österreich zu leben, weit weg von Gefahr, Krieg und Hungersnöten, oder auch aus anderen Beweggründen. Menschen aus anderen Kulturkreisen können andere Sitten, Gebräuche und Wertvorstellungen haben als jene, die in Europa oder innerhalb der EU vorhanden sind. Das Wort „Wert“ gehört zu jenen Wörtern, über welches nicht gerne diskutiert wird. Werte und Wertvorstellungen im Leben eines Individuums sind wichtig für das (Zusammen)-Leben in einer Gesellschaft. „Wert“ begleitet uns unser ganzes Leben lang und kann sich durch verschiedene Einflüsse oder Einflussfaktoren auch ändern. In einem harmonischen „Zusammenleben“ ist es von Vorteil, wenn man über die Gepflogenheiten, Werte oder Wertvorstellungen des Gastlandes oder der „Wahlheimat“ informiert ist. Diese Theorie wurde auch bereits 2011 durch das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) aufgegriffen. Durch diese ist die Broschüre „Zusammenleben in Österreich“, auch Rot-Weiß-Rot-Fibel (RWR-Fibel) oder Wertefibel genannt, entstanden. Diese Broschüre wurde mehrmals überarbeitet. Die letzte Auflage wurde durch das Bundesministerium für Frauen, Familie, Integration und Medien bereitgestellt. In der „RWR-Fibel“ werden „Werte“ bzw. „Wertvorstellung der österreichischen Gesellschaft“ mit den Prinzipien der österreichischen Verfassung in Zusammenhang gebracht. Die „österreichische Wertvorstellung“ wird mit sechs Prinzipien aus der österreichischen Verfassung erklärt, wobei die Grundlage, Menschenwürde, als das höchste Gut dargestellt wird. Die Prinzipien sind neben der Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie und Republik der Föderalismus und die Gewaltenteilung. Dieses Werk wird auch als prüfungsrelevante (Lern)Grundlage zur Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft verwendet. Es stellt sich die Frage, ob die in dieser „RWR-Fibel“ angeführten „Werte“ auch die gelebten „Werte der österreichischen Gesellschaft“ widerspiegeln. Außerdem soll dargestellt werden, wie Expert*innen aus der Politikwissenschaft und Philosophie den Inhalt dieses Werkes verstehen. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurde erhoben, ob die angesprochenen Werte der „RWR-Fibel“ tatsächlich die Werte und Wertvorstellungen der österreichischen Gesellschaft widerspiegeln. Wobei manche Fragen sowohl bei den Interviews als auch in der Onlineerhebung gleichlautend waren, um so die Überschneidungen herauszufinden. In Zusammenschau beider Forschungsrichtungen und aller Forschungsfragen ergibt sich, dass sich die Teilnehmer*innen der Umfrage tendenziell mit den Inhalten der „RWR-Fibel“ identifizieren konnten, während bei den Expert*innen eine unterschiedliche Haltung zu diversen Inhalten und Konnexen der „RWR-Fibel“ festgestellt werden konnte. Diesem Ergebnis ist anzufügen, dass im Online-Fragebogen die Fragen klar und gezielt abgebildet wurden, während bei den Expert*innen Interviews, bedingt durch die offenen Fragestellungen und der freien Erzählweise, eine tiefere Reflexion stattfand und dadurch ein breiteres Ergebnis von Meinungen, Sichtweisen und Wissen erzielt werden konnte. Since the strong escape movement of 2015 at the latest, it has become apparent that many people from different cultures and continents have settled in Austria. They wish to live in Austria, far away from danger, war and famine, or for other reasons. People from other cultures may have different customs, traditions and values than those that exist in Europe or within the EU. The word "value" is one of those words that people do not like to discuss. Values and value concepts in the life of an individual are important for living (together) in a society. "Value" accompanies us throughout our lives and can also change due to various influences or influencing factors. In a harmonious "living together" it is an advantage to be informed about the customs, values or value systems of the host country or the "adopted home". The Federal Ministry also took up this theory for European and International Affairs (BMEIA) as early as 2011. The brochure "Living Together in Austria", also called the Red-White-Red Primer (RWR-Primer) or the Values Primer, was created as a result. This brochure has been revised several times. The Federal Ministry provided the last edition for Women, Family, Integration and Media. In the "RWR Primer" "values" or "value concept of Austrian society" are related to the principles of the Austrian Constitution. The "Austrian value concept" is explained with six principles from the Austrian Constitution. The base of it is the human dignity also presented as the highest good. In addition to freedom, the rule of law, democracy and the republic, the principles are federalism and the separation of powers. This work is also used as an examination-relevant (learning) basis for obtaining Austrian citizenship. The question arises whether the "values" listed in this "RWR Primer" also reflect the lived "values of Austrian society". Furthermore, it will be presented how experts from political science and philosophy understand the content of this work. An online questionnaire was used to find out whether the values addressed in the "RWR Primer" actually reflect the values and value concepts of Austrian society. Some of the questions were identical in both the interviews and the online survey in order to find overlaps. A synopsis of both research directions and all research questions shows that the participants of the survey tended to identify with the contents of the "RWR Primer", while the experts had different attitudes towards various contents and connections of the "RWR Primer". It should be added to this result that the questions in the online questionnaire were clear and targeted, while in the expert interviews, due to the open questions and the free narrative style, a deeper reflection took place and thus a broader result of opinions, perspectives and knowledge could be achieved. |