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Aufgrund eines gesellschaftlichen Strukturwandels haben sich in den letzten Jahrzehnten Wohnverhalten und Wohnbedürfnisse verändert. Damit einhergehend ist eine Pluralisierung von Lebens- und Wohnformen zu erkennen. Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit einer Wohnform, die in den letzten Jahrzehnten vermehrt Zuspruch gefunden hat: das gemeinschaftliche Wohnen. Ziel der Arbeit war es, die Motivationen für den Einzug in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt und die Herausforderungen, die mit dieser Wohnform zusammenhängen, aus Sicht der Bewohner*innen transparent zu machen. Im theoretischen Teil werden die grundlegenden Begriffe Gemeinschaft, Nachbarschaft, Netzwerk und gemeinschaftliches Wohnen definiert und es wird ein historischer Abriss über die Entwicklung des gemeinschaftlichen Wohnens gegeben. Außerdem werden die in der Fachliteratur selten beleuchteten Kritikpunkte herausgearbeitet. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitatives Studiendesign gewählt. Mit der Methode des leitfadengestützten Interviews wurden insgesamt neun Personen befragt. Die Auswertung erfolgte unter Einsatz der Methode der Themenanalyse nach Froschauer und Lueger. Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass die Gründe für den Einzug in ein Wohnprojekt sehr vielfältig sind. Soziale Aspekte wie das persönliche Kennen von Nachbar*innen und der Wunsch nach einem intensiven sozialen Netzwerk in der direkten Wohnumgebung spielen dabei eine bedeutende Rolle. Auch ökologische und ökonomische Motivationen sowie gesellschaftspolitische Ansprüche bzw. Visionen lassen sich ausmachen. Bei den in den Interviews genannten Herausforderungen überwiegen jene, die zwischenmenschliche Konflikte im Zusammenleben betreffen. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei Probleme im Zusammenhang mit der Arbeitsteilung und den knappen Zeitressourcen in selbstorganisierten, gemeinschaftlichen Wohnprojekten ein. Außerdem werden Aspekte der Gruppenzusammensetzung in kritischer Auseinandersetzung mit der Homogenität der Gemeinschaften diskutiert. Insgesamt wird deutlich, dass das Phänomen des gemeinschaftlichen Wohnens viele Vorteile bieten kann. Es birgt gesellschaftskritisches Potenzial in sich, kann als Ressource für eine gelingende alltagspraktische Lebensführung gesehen werden und kann Isolationstendenzen und der Verarmung des Nahraums entgegenwirken. Die Soziale Arbeit kann an die gesellschaftskritischen Elemente des gemeinschaftlichen Wohnens anknüpfen, sie aufgreifen und im Handlungsfeld des gemeinschaftlichen Wohnens tätig werden. In Österreich wurde dem Forschungsgegenstand Wohnprojekt bisher noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Durch die vorliegende Arbeit konnten vielfältige Anregungen für den weiteren Forschungsbedarf sichtbar gemacht werden. In the last two decades society has been undergoing structural changes. As a consequence, requirements for living and people’s behaviour concerning their living choices have changed as well and more diversified living arrangements have emerged. This master thesis investigates one of those arrangements: the phenomenon of communal living, also known as cohousing. The aim was to show the underlying motivations of inhabitants of cohousing projects to live there and to point out the challenges that come with communal living. The theoretical part of the thesis discusses and defines the fundamental terminology such as community, neighbourhood, network and communal living and gives a brief overview on the history of communal living. The concept of cohousing also is looked at from a critical point of view. To answer the research questions, the author chose a qualitative study design, using the guided interview as method. Nine interviews were conducted, the data evaluation followed the concept of Froschauer and Lueger. The research findings show that motivations to move into a cohousing project are very diverse. Social aspects, such as knowing the neighbours on a personal level and wanting to experience a tight social network in the direct home environment play an important role. Ecological and financial motivations as well as sociopolitical visions also show up in the findings. Conflicts between people as part of communal living are the most commonly mentioned challenges. Especially problems concerning the division of work and responsibilities between inhabitants and their time resources are of importance. The homogeneity of groups forming a community are furthermore discussed. Overall the study shows that communal living holds many potentials and benefits. Cohousing shows socio-critical potential and a nature of promoting a successful daily life and can also prevent feelings of isolation and the depletion of social proximity. Social workers can build on the socio-critical elements of cohousing and implement them into their professional practice. Cohousing has not been in the focus of many studies in Austria so far, therefore the thesis provides many suggestions for future research in the field of communal living. vorgelegt von: Anna Valerie Rogenhofer Wien, FH Campus Wien, Masterarb., 2020 |