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Einleitung Zu großen Teilen erfolgt die Pflege älterer Personen in Österreich durch unbezahlte und nicht facheinschlägig ausgebildete Angehörige. Für professionelle Pflegepersonen ist es notwendig, im Kontakt mit diesen informellen Pflegebeziehungen das Risiko gewaltvoller Handlungen gegen die Pflegeempfänger*innen aufgrund belasteter Angehöriger einschätzen zu können sowie über Kenntnisse hinsichtlich gewaltbegünstigender Bedingungen zu verfügen. Methodik Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche über die wissenschaftlichen Datenbanken CINAHL® und PubMed®. Die über die Datenbanken ermittelten Studien wurden mittels vordefinierter Ein- und Ausschlusskriterien auf 13 Texte reduziert. Ergebnisse Sowohl Pflegeempfänger*innen als auch pflegende Angehörige zeigen eine ausgeprägte Wahrnehmung von gewaltvollen und missbräuchlichen Ereignissen in informellen Pflegebeziehungen – vor allem von psychisch-emotionalen Gewaltformen. Soziodemografisch betrachtet sind insbesondere Personen aus ungünstigen sozioökonomischen Verhältnissen sowie hochaltrige Menschen von Gewalt betroffen. Finanzielle und ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse – etwa zwischen engen Familienangehörigen – lassen das Gewaltrisiko ebenso ansteigen wie das Gefühl fehlender sozialer Unterstützung. Übermäßige Belastungsgefühle angesichts der pflegerischen Aufgaben, Frustrationen aufgrund fehlender Krankheitskenntnis, negative Empfindungen gegenüber den gepflegten Personen sowie mangelhafte Grundvoraussetzungen wie körperliche Beschweren, psychische Problemstellungen oder Suchtproblematiken machen schädliches Verhalten bei pflegenden Angehörigen wahrscheinlicher. Dagegen sind Pflegeempfänger*innen mit ausgeprägten funktionellen Abhängigkeiten und hohem Unterstützungsbedarf gefährdeter, Opfer zu werden. Auch depressive Symptomatiken sowie kognitive Einschränkungen bei Gepflegten fördern das Missbrauchsrisiko, vor allem wenn aggressives Verhalten damit einhergeht. Schlussfolgerung Gewalt im informellen Pflegesektor stellt ein Problem von hoher Relevanz und Aktualität da. Professionelle Pflege sollte zukünftig dazu in der Lage sein, anhand bekannter gewaltfördernder Bedingungen risikobehaftete informelle Pflegebeziehungen identifizieren zu können. Aufgrund der Kenntnisse hinsichtlich dieser beeinflussenden Faktoren können zudem gezielte Präventions- und Interventionsschritte sowie Schulungsmaßnahmen entwickelt werden, die zu einer Verbesserung der Pflegeumstände beitragen. Weiters gilt es, gesundheitspolitisch Mittel für Entlastungangebote für pflegende Angehörige aufzubringen. Introduction The care of elderly people in Austria is largely provided by unpaid and non-professionally trained relatives. For professional caregivers, it is necessary to be able to assess the risk of violent acts against care recipients due to stressful relatives in contact with these informal care relationships, as well as to have knowledge of conditions that promote violence. Methodology A systematic literature search was carried out using the scientific databases CINAHL® and PubMed®. The studies found via the databases were reduced to 13 texts using predefined inclusion and exclusion criteria. Results Both care recipients and caregiving relatives show a distinct perception of violent and abusive events in informal care relationships - especially of psychological-emotional manifestations. Socio-demographically, people from unfavourable socio-economic circumstances and very old people are particularly affected by violence. Financial and economic dependency relationships - for example between close family members - increase the risk of violence, as does the feeling of a lack of social support. Excessive feelings of stress in view of the caregiving tasks, frustrations due to a lack of knowledge about the illness, negative feelings towards the person being cared for as well as inadequate basic conditions such as physical complaints, psychological problems or addiction problems make harmful behaviour more likely among caregiving relatives. On the other hand, care recipients with pronounced functional dependencies and high support needs are more at risk of becoming victims. Depressive symptoms and cognitive impairment also increase the risk of abuse, especially if the care recipient behaves aggressively. Conclusion Violence in the informal care sector is a highly relevant and topical problem. In the future, professional care should be able to identify risky informal care relationships based on known conditions that promote violence. Based on the knowledge of these influencing factors, targeted prevention and intervention steps as well as training measures can be developed, which contribute to an improvement of the care circumstances. Furthermore, it is necessary to raise funds in health policy for relief offers for caring relatives. |