Thesen zur Entwicklung literaler Fachkompetenzen

Autor: Jan Weisberg
Přispěvatelé: wbv Media Repository
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2021
Předmět:
Popis: Modulintegrierte schreibdidaktische Maßnahmen, wie sie seit 2012 an der FH Bielefeld und in der Folge seit 2016 an der Hochschule Hannover entwickelt werden, werden von den beteiligten Lehrenden und Studierenden positiv bewertet. Lehrerfahrungen zeigen jedoch, dass die Anwendung von vermittelten literalen Techniken und das Umsetzen von definierten Vorgaben und Anforderungen bei der Bearbeitung von fachlichen Aufgabenstellungen anspruchsvoll ist und in vielen Fällen erst in feedbackgestützten Wiederholungen gelingt. Dieses Problem kann als 'Umsetzungsproblem', 'Implementierungsproblem' oder 'Anwendungsproblem' bezeichnet werden. Es besteht darin, vermittelte Techniken und Vorgaben in praktisches Handeln umzusetzen, um zu angemessenen Ergebnissen zu kommen. Für die Lehre bedeutet das, dass die Entwicklung der studien- und berufsbezogenen literalen Fachkompetenzen ein längerfristiges Lernen erfordert, das sich durch eine reflexive Übungspraxis auszeichnet. Zu den notwendigen Eigenschaften solcher längerfristigen Lernprozesse gehören der Anschluss an den individuellen Kompetenzstand, eine Staffelung der Lernthemen, wertschätzende Rückmeldungen sowie Möglichkeiten zu Wiederholungen, Vertiefungen, Übertragungen und Anpassungen (vgl. Weisberg 2017). Die Organisation solcher Lernwege erfordert einen kooperativen modulübergreifenden, studiengangintegrierten Lehransatz (vgl. Nadolny, Stöhr & Weisberg 2019). Dieser Beitrag geht von drei Praxisbeispielen aus und beschreibt mit dem Anwendungsproblem ein grundlegendes und weitgehend ungelöstes Lehr-Lern-Problem in der Hochschulschreibdidaktik. Das Lehr-Lern-Problem lässt sich mit Bezug auf verbreitete und weithin akzeptierte theoretische Konzepte und Ergebnisse der Schreibforschung gut erklären. Es stellt sich jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen und mit welchen Methoden die notwendige modulübergreifende reflexive Übungspraxis organisiert werden kann, ohne dass die Vermittlung der 'zentralen' Fachinhalte unter Druck gerät, eine hohe Korrekturlast entsteht oder Studiengänge verschult werden. Dieser Beitrag stellt acht Thesen zum Anwendungsproblem und zum vorgeschlagenen Lösungsansatz auf und schließt mit einer Aufforderung zum Handeln.
Databáze: OpenAIRE