Ethische Reflexion über den Einsatz von Kohlendioxid als Betäubungsmethode in der konventionellen Schweineschlachtung verglichen mit Anforderungen der Anästhesie als wesentlicher Teil des Refinements bei der Nutzung des Schweines als Tiermodell in der Forschung

Autor: De Martino, Silvia
Přispěvatelé: Grimm, Herwig, Braun, Christina
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2020
Popis: Diplomarbeit - Veterinärmedizinische Universität Wien - 2020
Schweine werden gegenwärtig zur Fleisch- und Lebensmittelherstellung herangezogen und finden aufgrund ihrer anatomischen und physiologischen Similarität zum Menschen auch in der tierexperimentellen Forschung zunehmenden Einsatz. Der ansteigenden Konsumtendenz des Schweinefleischverzehrs folgt jedoch auch eine Anpassung des Schlachtverfahrens, da eine erhöhte ökonomische Ausbeute mit höheren stündlichen Schlachtfrequenzen angestrebt wird. Die Anforderung der raschen Produktion hat folglich zur Etablierung der Betäubung mittels Kohlendioxid in hohen Konzentrationen >80 % als konventionelle Standardmethode am Schlachthof geführt. Ihrem Einsatz unterliegt eine vorteilhafte tierschonende Begründung. Die Tiere müssen nicht vereinzelt werden und können in der Gruppe betäubt werden, es besteht kein Risiko der schmerzhaften Fehlbetäubung durch falsch angelegte Elektroden und die Tiere müssen zu deren Positionierung nicht getrennt und fixiert werden. Dieses Betäubungsverfahren generiert durch das Erreichen hoher stündlicher Schlachtfrequenzen von bis zu 900 Tieren jedoch auch einen fundamentalen ökonomischen Vorteil gegenüber anderen Methoden. Die Kohlendioxidbetäubung findet im Rahmen der Verordnung (EG) Nr. 1099/2009 rechtliche Legitimität. Ihre Anwendung ruft dennoch hochgradige Bedenken hervor, da sie mit intensiven respiratorischen Belastungen der Schweine einhergeht, welche bereits vor Eintritt des Bewusstseinsverlustes vorkommen. Die mangelhafte Berücksichtigung des Tierwohles und die Bedenken aufgrund der aversiven Nebenwirkungen rufen die Anforderung einer Ablösung der Kohlendioxidbetäubung in hohen Konzentrationen durch tierschonendere Verfahren mit Edelgasen oder Kombinationen aus Edelgasen und gering dosiertem Kohlendioxid hervor. Tiere werden sowohl im Kontext der Schlachtung als auch im Kontext der tierexperimentellen Forschung als empfindungsfähige Wesen beschrieben. Ihnen wird in beiden Tätigkeitsbereichen durch den rechtlichen Rahmen der Verordnung (EG) Nr. 1099/2009 und der Richtlinie 2010/63/EU die Fähigkeit der Schmerzwahrnehmung zugeschrieben, aufgrund dieser sie vor Belastungen im Sinne von Schmerzen, Leiden und Ängsten zu bewahren und zu schützen sind. Dadurch wird hinsichtlich der tierbelastenden Methode der Kohlendioxidbetäubung in hohen Konzentrationen die Anforderung einer uniformen Berücksichtigung der Tiere und ihres Wohlbefindens erhoben. Dabei ist das Prinzip der Belastungsreduktion, welches sich in der tierexperimentellen Tätigkeit im Rahmen der 3-R Prinzipien konkretisiert, ebenso auf die Betäubungsmethoden im Rahmen der Schweineschlachtung zu übertragen.
Pigs are primarily used for the production of food and pork. They also represent a very common animal model in biomedical research due to their anatomical and physiological similarity to humans. Due to the increased pork consumption and consequently a higher demand on the global market, slaughter and stunning procedures have been adapted to the increasing pork request establishing faster techniques reaching a slaughter frequency of 900 animals per hour. Due to these requirements, the stunning method using carbon dioxide in high concentrations of >80 % has emerged as a new standard procedure in abattoirs. The procedure seems to be more animal friendly as pigs can be stunned in groups, the need of fixation of the single animals is no longer given and there is little danger of a painful stunning failure compared to the inappropriate placing of electrodes as in the older method of the electrical stunning. Despite these benefits the implementation of this stunning procedure heavily driven by the higher economic benefit in virtue of the very fast slaughter frequency and the economic properties of the gas. This becomes particularly evident in the argument that animal friendlier methods cannot be implemented due to their higher cost. In the European Community the method of stunning using carbon dioxide in high concentrations is legally approved trough the Council Regulation (EC) No 1099/2009 on the protection of animals at the time of killing. Despite the legal permission there are however ethical concerns about the painful collateral side effects caused by this stunning procedure, e.g. animals showing respiratory stress and aversive reactions to the gas in a fully conscious state before the onset of the stunning effect. The poor animal welfare and the harmful side effects caused by this stunning technique have to be taken into consideration, as there is an urgent need of replacing the stunning trough carbon dioxide in high concentrations with more humane ways of stunning, e.g. the mixture of carbon dioxide in low concentrations and inert gases or the application of inert gases as sole agents. The Council Regulation (EC) No. 1099/2009 as well as the Directive 2010/63/EU on the protection of animals used for scientific purposes of animals do perceive animals in a pathocentric way attributing them the ability of feeling pain and negative experiences. So, they are both based on a pathocentric norm aiming the goal of causing the minimum pain and suffering. Coming back to the harmful stunning method using carbon dioxide in high concentrations there emerges the need of an equal consideration of animals and their wellbeing, expanding the principles of the 3-R from experimental techniques to slaughtering procedures aiming the establishment of less painful stunning methods in abattoirs.
Databáze: OpenAIRE