Developing female gender identity and learning physics - a contradiction? (Physics learning as development of a physics identity)
Autor: | Bartosch, Ilse |
---|---|
Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2011 |
Předmět: |
Mädchen
phyiscs identity pedagogy Mächen im Physikunterricht Physikunterricht Gender Identität Adoleszenz psychoanalysis Fachkultur ethnography unconcious imaginations Physikdidaktik Alltagsphantasien Pädagogik Psychoanalyse Ethnographie girls in physics lessons physics education Nature of Science adolescence |
Popis: | In einer ethnographischen Fallstudie von vier Mädchen, die an einer Wiener AHS die 7. oder 8. Schulstufe besuchen und im Physikunterricht interessiert und erfolgreich arbeiten, wurde der Frage nachgegangen, wie weibliche Identitätsentwicklung und Physik lernen in der frühen Adoleszenz miteinander verschränkt sind. Das Datenmaterial umfasst Beobachtungsprotokolle über eine Serie von je zehn Physikstunden sowie Transkripte teilstrukturierter Interviews mit den Lehrkräften, die am Ende der Beobachtungsserie durchgeführt wurden. Die Texte wurden einer tiefenhermeneutischen Analyse unterzogen und vor dem Hintergrund der psychoanalytischen Pädagogik, der konstruktivistischen Physikdidaktik und der Gender Studies interpretiert. Theoretisch wurden die Aspekte Interesse, Kompetenz/Performanz und Selbstkonzept, die traditionell in der Forschung zu geschlechtergerechtem Physikunterricht als bedeutend erachtet werden, um den Aspekt der Anerkennung durch die bedeutsamen Anderen zum Konzept physikbezogenen Identität erweitert. Bei dieser Betrachtung lässt sich die Gestaltung der Schülerinnenrolle im Physikunterricht als Teilaspekt der Identitätsentwicklung verstehen, in der im Wechselspiel von Selbst- und Fremdwahrnehmung real und phantasmatisch mit neuen Identitätselementen experimentiert wird. Da die Auseinandersetzung mit Lerngegenständen im Physikunterricht nicht nur bewusste Vorstellungen wachruft, sondern auch unbewusste Konnotationen und Phantasien, ist Physik lernen auf der einen Seite eng mit der adoleszenten Persönlichkeitsentwicklung verwoben. Auf der anderen Seite sind fachliche Interaktionsprozesse im Physikunterricht diffizil und für die AkteurInnen weitgehend unbewusst von der maskulinen Kultur des wissenschaftlichen Bezugsfachs, sowie von Geschlechterstereotypen geprägt, die als latenter Sinngehalt in einer tiefenhermeneutischen Analyse der erhobenen Daten sichtbar werden. Wegen der Vielschichtigkeit und Komplexität von Lehr-Lernprozessen werden daher häufig von Lehrkräften bewusst gesetzte egalisierende Maßnahmen, wie sie etwa die geschlechtergerechte Pädagogik und Physikdidaktik empfiehlt, von nicht reflektierten fachkulturellen Traditionen und Gewohnheiten konterkariert. Darüber hinaus entstehen in zufälligen situativen Konstellationen klischeehafte Bilder, die dann zu einer Reproduktion stereotyper Zuschreibungen führen, die sich auf der Makroebene als Asymmetrien bei Interessen und Leistungen etwa in internationalen Vergleichsstudien manifestieren. Wie gut es Mädchen gelingt, das gesellschaftliche Angebot Physikunterricht zur Entwicklung einer physikbezogenen Identität zu nützen, hängt davon ab, wie die familialen und kulturellen Voraussetzungen und Dynamiken mit dem schulischen Angebot verzahnt sind und über welche individuellen psychischen Ressourcen (kognitiv und affektiv) das sich bildende Subjekt verfügt. Die fachlichen Erfolge der Schülerinnen basieren mit Ausnahme einer einzigen Schülerin nicht so sehr auf ihrem umfangreichen Vorwissen, als vielmehr auf ihren metakognitiven und sprachlichen Kompetenzen, sowie auf der Fähigkeit zu flexibler Beziehungsgestaltung. Die Mädchen können in hohem Ausmaß synchron zum Denken darüber reflektieren, inwieweit sich physikalische Phänomene, Erklärungen und Gesetzmäßigkeiten in ihren je spezifischen Verstehenshorizont einordnen lassen. Zum Teil artikulieren sie ihre Verstehensschwierigkeiten vor der Klasse und stellen sich so als denkendes Modell zur Verfügung, das die Probleme einerseits in die Sprache der Lernenden übersetzt und sie andererseits mit der Lehrkraft durchdenkt. In den Fallvignetten zeigt sich, dass die zentralen Entwicklungsthemen der Adoleszenz - etwa die Auseinandersetzung mit dem neuen, fremden weibliche Körper und den mit ihm verbundenen überwältigenden erotischen Gefühlen - stets latent präsent si Lernprozessen und geben dem Lernen von Physik eine oft schillernde und doppelbödige Note. Der fachliche Erfolg der Protagonistinnen der Fallstudien hängt nicht zuletzt von ihrer Fähigkeit ab, den Wechselverkehr zwischen psychischer Innenwelt und der Außenwelt des Physikunterrichts phantasievoll zu gestalten. Fanden die Mädchen ein sensibles Gegenübers - das mochte die Lehrkraft oder auch eine Mitschülerin (selten ein Mitschüler) sein -, das die Gedankenfiguren sowohl auf der manifesten als auch auf der latenten Ebene lesen konnte, so gelang es Orientierung und Ordnung in das Gewirr der Gedanken zu bringen sowohl auf der manifesten Ebene des physikalischen Weltverstehens als auch auf der latenten Ebene des intrapsychischen Selbstverstehens. Wie eine der beobachteten SchülerInnen meinte scheint der Schlüssel zur Entwicklung physikbezogener Identität darin zu liegen, dass Mädchen, die Physikerin werden wollen, beides können: fachlich- inhaltlich argumentieren und gleichzeitig die fachlichen Symbolisierungen nützen, um das, was sie in ihrer Innenwelt bewegt zu strukturieren. In an ethnographic case study design, the question was explored how the development of female gender identity and learning physics are entangled during early adolescence. The girls examined, who attend level 7 or 8 at a Viennese High School, show interest in physics and are successful learners. The data consists of observation reports of 10 observations for each girl as well as semi-structured interviews held with the physics teacher at the end of the observation period. The texts were analysed through hermeneutical in-depth methods and interpreted from the theoretical point of view of psychoanalytic pedagogy and constructivists' theories of high school physics pedagogy, as well as gender studies. The study is based on the theoretical concept of physics identity. This framework includes interest, competence/performance and physics-related self-perception. All these factors are regarded as important in research which focuses on equity in physics classrooms. It is enhanced by the dimension of recognition by the important others. In using this theoretical concept, the shaping of students' roles in the physics classroom can be understood as part of developing a personal identity: Playing with real and phantasmatic aspects of identity, the students experimentally form an individual personality in the interplay of self-perception and the perception of others. Activities in the physics classroom will not only lead to conscious perceptions but also arise unconscious connotations and imaginations. Therefore, learning physics is interwoven with adolescent development on the one hand, on the other hand interactions in physics lessons are entangled with the masculine culture of physics and gender stereotypes without being recognized. They can be revealed as latent meaning by the means of an in-depth analysis of the data. Teachers often design refined physics lessons based on the results of research on equity issues in physics education. However, they are not successful in establishing equal chances for boys and girls because of the complexity of the teaching and learning process and the multidimensional interdependences between its components. They are not successful because they thwart their goals by not reflecting the traditions, habits and implicit beliefs inherent in the culture of physics and high school physics. Moreover stereotyped scenes arise out of a deliberate coincidence of factors in the teaching process. As a consequence, gender inequities arise on the macro-scale e.g. in international student assessments. Whether girls are successful in using the public offer of physics lessons in the process of building up a physics identity depends on the interaction between cultural as well as familial resources and dynamics on the one hand and the quality of physics lessons offered by the schools on the other hand but also on the mental resources (cognitive and emotional) of the learning individual. The achievement of the case studies' protagonists are not so much based on their knowledge about physics achieved in out-of-school experiences besides one exception. They are much more due to their lingual, meta-cognitive and social competencies. The girls are able to think about physical phenomena, explanations and principles and simultaneously reflect whether it connects with their horizon of understanding. Partially they articulate their problems of understanding in front of the class and volunteer as models who translate the problem from the scientific language into their own language and the language of their peers and who discuss the problem with the teacher. In the case studies it also becomes evident, that the central adolescent developmental tasks of the girls are always present in the physics lessons in an implicit way. Girls of this age (13 - 14 years) have to get in touch with their new, strange female body and learn to deal with the related overwhelming erotic emotions. Those developmental tasks interfere with the learning process and add an opalescent and ambiguous flair to the physics lessons. The protagonists' achievements in physics are strongly linked with their ability to organise the exchange of their psychological world and the outer world of school lessons in an imaginative way. In case the girls find a sensitive counterpart - either the teacher or a female (sometimes also a male) peer - who can read those figures of thought on both levels, the manifest one and the latent one, and can help the young woman to organise her thoughts and find an orientation on both levels, the level of physics and the level of her psychological world. As one of the observed girls says, girls who want to become a physicist are able to do both!: They can argue on problems of physics and simultaneously use the symbols of physics to restructure their inner world. Ilse Bartosch Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers Zsfassung in engl. Sprache Klagenfurt, Alpen-Adria-Univ., Diss., 2011 |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |