Popis: |
Terroristische Anschläge, Fluchtbewegungen aus Krisenregionen sowie Integrationshürden für muslimische Zugewanderte nähren auch in Österreich seit vielen Jahren Ängste vor dem Islam, wobei MuslimInnen oft allzu verallgemeinernd als Außenstehende der österreichischen Gesellschaft betrachtet werden. Im vorliegenden Beitrag sollen auf Basis einer umfassenden Skala antimuslimischer Ressentiments, die Bestandteil des Sozialen Surveys Österreich 2018 war, erstmals differenzierte Aussagen zum Ausmaß islamkritischer Haltungen getroffen werden. Zusätzlich erfolgt mit einer sequentiellen multiplen Regressionsanalyse eine nähere Analyse klassischer Einflussfaktoren auf islamkritische Haltungen, wobei mit der besonderen Berücksichtigung religiöser Einstellungen und Praktiken der ÖsterreicherInnen neues Forschungsterrain beschritten wird. Analysiert man das Ausmaß antimuslimischer Ressentiments in Österreich, so wird eine dominant kritische Sichtweise deutlich. Vielschichtig sind jedoch die Einflüsse religiöser Orientierungen: Während konventionelle religiöse Praktiken (wie kirchliche Aktivitäten oder Beten) und auch abergläubische Haltungen Animositäten verstärken, bewirken inklusive religiöse Haltungen und individuelle Praktiken der Spiritualität tolerantere Haltungen. Die Ergebnisse, die auf eine tendenziell größere Toleranz bei religiösen Menschen hindeuten, zeigen also, dass wir aktuell in Österreich eher mit kulturellen Konflikten um Anerkennung, Identität und Zugehörigkeit als mit interreligiösen Konflikten konfrontiert sind. Terrorist attacks, refugee movements from crisis regions as well as barriers to integration among immigrants have also been increasing fears of Islam in Austria, whereby Muslims are often regarded all too generally as outsiders to Austrian society. In this article the results of a representative study (Social Survey Austria 2018) are presented, which includes the first time a sophisticated scale on attitudes towards Muslims. In addition, a sequential multiple regression analysis will be used for a more detailed analysis of classical factors influencing critical attitudes towards Islam, whereby a new research gap will be addressed focusing on religious attitudes and practices of Austrians. The analysis of the extent of anti-Muslim sentiment in Austria reveals a dominant critical view. However, the influences of religious orientations are manifold: While conventional religious practice (such as church attendance and praying) as well as superstition reinforces animosities, inclusive religious attitudes and individual practices of spirituality lead to more tolerant attitudes. The results, which indicate a tendency towards greater tolerance among religious people, show that we are in Austria mainly confronted with cultural rather than interreligious conflicts, which are primarily centered around identity and recognition. |