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In Wolframs von Eschenbach höfischem Roman "Parzival" hat der gleichnamige Held einen Werdegang vom Hofnarren neuen zum Gralskönig vor sich. Doch bis er die Nachfolge von Anfortas antritt, wird gelacht, geweint, gespottet und geschluchzt – das betrifft den Helden, aber auch andere Figuren. Wie in dieser Arbeit mithilfe ausgewählter Kommunikationsmodelle aufgezeigt wird, wird mit Lachen und Weinen auf nonverbale vokale Art unweigerlich kommuniziert: Wird über Parzival gelacht, geschieht das aus Heiterkeit und Spott, da er nichts vom ritterlichen Leben weiß und ständig seine Mutter zitiert. Eine Ausnahme bildet das codierte Gelächter von Cunnewâre: Es ist eine Wertzuschreibung – Parzival ist der ehrenwerteste Ritter – und referiert als zukunftsgerichtetes Prädikat auf sein Schicksal. Ebenso codiert, als Beglaubigung, ist ihr Weinen, als sie die Verfluchung der Gralsbotin Cundrîe vernimmt, die an den Helden gerichtet ist. Die Magierin erscheint am Artushof und macht Parzival Vorwürfe, da er Anfortas bei deren ersten Treffen die Mitleidsfrage nicht gestellt hat. Dabei vergießt sie selbst Tränen aus Scham, stellvertretend für den Helden. Er ist jedoch sehr wohl in der Lage Mitleid zu empfinden, wie sowohl sein Trauern um die von ihm erlegten Vögel als auch die Entscheidung, der Königin Condwîrâmûrs zu helfen, zeigen. Die besagte Herrscherin spricht mit ihren Tränen, die den Glauben an einen Neubeginn ausdrücken, zunächst zu Gott und bittet um Unterstützung für sich und ihr von Feinden belagertes Reich. Sie wird erhört, denn Parzival hat Mitleid mit ihr, befreit die Stadt und heiratet sie. Die zentrale Entwicklung Parzivals ist allerdings in der "inneren" Handlung zu verorten, die mit der Blutstropfenszene angedeutet wird: In Trance erhält er eine Botschaft Gottes, sein inneres Auge erblickt das Antlitz seiner (weinenden) Gattin und ihm wird bewusst, dass "grâl" und "wîp" seine schwersten Bürden, aber auch die erstrebenswertesten Ziele sind, die er schließlich erreicht. In Wolfram’s von Eschenbach novel of chivalry "Parzival", the hero of the same name develops from a court jester to the new Grail King. However, before he can succeed Anfortas, there is a lot of laughing, crying, mocking, and sobbing concerning the hero but also other figures. As this paper shows with the aid of selected models of communication, laughter and crying are inevitably nonverbal vocal forms of communication: When Parzival is being ridiculed, this can ultimately be described as amusement and mockery, because he is completely ignorant of the ways of courtly living, and he constantly speaks about his mother. Cunnewâre’s laughter is encoded and therefore an exception: Her laughter ascribes value – Parzival is the most honorable knight – and refers, since it is a forward-looking predicate, to his destiny. Her tears are equally encoded, as an accreditation, when she starts crying as she hears the keeper of the Grail Cundrîe cursing the hero. The magician appears at the court of Arthur and blames Parzival for not having asked Anfortas about his mysterious pain at their first meeting. Cundrîe sheds tears in his stead, though not out of sadness but shame. Yet, he is very well capable of having pity on others, as his mourning for the birds he has killed as well as his decision to support the queen Condwîrâmûrs indicate. With her tears, which express the belief in a new beginning, the sovereign speaks to God and asks for help, for her kingdom is being beleaguered by her enemies. Her prayers are heard, Parzival feels sorry for her, freeing the city and marrying her. The central development of the hero can be located within the "inner" storyline, as seen in the Blutstropfenszene. In a state of trance he receives a message from God, seeing his (weeping) wife with his inner eye, and realizing that despite "grâl" and "wîp" being his heaviest burdens, they are also the most desirable goal, which he ultimately achieves. vorgelegt von Hannah Barmüller, MA BA BA Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin Masterarbeit Universität Graz 2023 |