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Mit seinem dem Industrieproletariat gewidmeten Bergarbeiterroman "Germinal" aus dem zwanzigbändigen Zyklus der Familie "Les Rougon-Macquart" schuf Émile Zola eines der bedeutsamsten Werke des 19. Jahrhunderts.In der Theorie beruft er sich dabei auf den Positivismus sowie die damit verbundene und ursprünglich aus der Medizin stammenden méthode expérimentale, durch die der naturalistische Romancier zum Wissenschaftler wird. Zola beobachtet und analysiert seine Figuren, die in ihren affektiven und intellektuellen Handlungen durch race, milieu und moment determiniert werden, wie unter Laborbedingungen. In der Praxis weicht der Schriftsteller jedoch von seiner Programmatik ab, was anhand der Weiblichkeitskonstruktionen in "Germinal" aufgezeigt wurde.Um diese Ambiguität herauszuarbeiten, wurden ausgewählte weibliche Figuren aus dem Bergarbeitermilieu und aus der Bourgeoisie ebenso wie mythologisch aufgeladene Kräfte der Natur näher beleuchtet.Hierbei hat sich herausgestellt, dass Zola, so fortschrittlich sein naturwissenschaftlicher Zugang auch sein mag, eher traditionell in Bezug auf die Konstruktionen von Weiblichkeit vorgeht. Er bedient sich gebräuchlicher Vorstellungen wie der nährenden Mutter, religiös aufgeladener Bilder der Heiligen und der Märtyrerin, topischer Frauentypen wie der femme enfant und der aus der griechisch-römischen Antike stammenden Mythen von der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres und der Terra Mater. Insbesondere die Mutter Erde ist diejenige, die schließlich ein stärkeres Menschengeschlecht gebiert, das eine neue Ära ankündigt, in dem das Industrieproletariat für seine Freiheit und Würde kämpfen wird.Im Zuge dieser mythologisch-kosmogonischen Umsetzung seiner Programmatik untergräbt Émile Zola seine experimentelle Methode, jedoch schmälert dies keineswegs die Faszination an seinem Werk: Wir sind alle ein Teil des Experiments „Leben“, das letztendlich in seiner Komplexität weder in einem Labor gemessen noch von uns begriffen werden kann. With his novel "Germinal" from his 20 volume cycle "Les Rougon-Macquart", which he dedicated to the industrial proletariat, Émile Zola created one of the greatest literary works of the 19th century.In theory, he is relying on positivism and the closely related méthode expérimentale that originally comes from the field of medicine, thus turning the naturalistic novelist into a scientist. Zola observes and analyses his characters, whose affectional and intellectual actions are determined by race, milieu and moment as if in a laboratory. However, in practice Zola differs from his own program, proven by the constructions of the feminine in "Germinal".In order to present this ambiguity in detail, we examined selected female figures from the social classes of the miners and the bourgeoisie as well as the mythologically charged forces of nature.At this point it has become evident that, no matter how progressive and modern the naturalistic approach may be, Zola chooses to proceed in a rather traditional way when it comes to constructions of femininity. He makes use of common ideas such as the nourishing mother, religious images of female saints and martyrs, topical archetypes of women like the femme enfant as well as greco-roman myths of the goddess of agriculture Ceres and the deity Mother Earth. Notably, the latter finally gives birth to a stronger humankind, that brings with it a new era, in which the industrial proletariat will fight for its freedom and its dignity.The mythological-cosmogonic execution of his program undermines Zola’s experimental method, though this does not lessen the fascination to be found for his work: We are all part of an experiment called “life”, which cannot be measured in a laboratory or fully understood in its level of complexity. Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin Masterarbeit Karl-Franzens-Universität Graz 2022 |