Integration durch berufliche Anerkennung für Geflüchtete aus der Ukraine

Autor: Werner, Dirk, Jansen, Anika, Pierenkemper, Sarah, Hickmann, Helen, Garb, Maria
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2022
Předmět:
Popis: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine Flüchtlingswelle ausgelöst, im Zuge derer bereits viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland gekommen sind und noch weitere kommen werden. Für die Geflüchteten stehen Schutz, Kinderbetreuung und familiäre Versorgung im Vordergrund. Vielfach wird derzeit gefordert, die Geflüchteten möglichst unkompliziert und schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies wird zeitnah jedoch nur für diejenigen Erwachsenen möglich sein, die nicht mit Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen gefordert sind. Bei der Integration in Beschäftigung sind daher eine kurzfristige und eine mittel- bis langfristige Perspektive zu unterscheiden. Kurzfristig stehen die Chancen auf Teilhabe am Arbeitsmarkt durch die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie auf Basis von § 24 AufenthG für ukrainische Geflüchtete günstig, da Personen neben einem vorübergehenden Schutz von einem bis drei Jahren auch Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland haben (BMI, 2022). Mittelbis langfristig sollte eine möglichst nachhaltige Integration in qualifizierte Beschäftigung mitgedacht werden. Die Chancen am Arbeitsmarkt können Geflüchtete am besten nutzen, wenn sie eine Tätigkeit entsprechend ihrer Qualifikation ausüben. Hierfür spielt die formale Anerkennung vorhandener Berufsqualifikationen aus der Ukraine eine wichtige Rolle. Eine Anerkennung gibt Transparenz über die vorhandenen Kenntnisse und Fertigkeiten und erleichtert den Einstieg in eine qualifikationsadäquate Beschäftigung. Seit dem Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes im Jahr 2012 besteht für alle Personen die Möglichkeit, ihren ausländischen Berufsabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen. Voraussetzung ist, dass die Person eine formale und staatlich anerkannte Aus- oder Weiterbildung abgeschlossen hat. In den Jahren 2016 bis 2020 wurden insgesamt 6.213 Anerkennungsverfahren für ukrainische Berufsabschlüsse beschieden. Viele Anerkennungen entfallen auf Berufe, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt große Fachkräfteengpässe aufweisen, wie beispielsweise in der Gesundheits- und Krankenpflege. 48,5 Prozent der beschiedenen Anerkennungen von Frauen aus der Ukraine waren im Jahr 2020 für Engpassberufe. Bei den ukrainischen Männern waren es 49,0 Prozent. Ein Blick auf das ukrainische Bildungssystem zeigt, dass es in der Ausbildung zwar oftmals einen geringeren Praxisanteil als in der deutschen dualen Ausbildung gibt, aber dennoch gute Chancen auf eine Anerkennung bestehen. Die Ukrainerinnen und Ukrainer, die bereits vor Kriegsausbruch in Deutschland lebten, sind gut in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Viele arbeiten in qualifizierten Jobs als Fachkraft oder auf Expertenniveau. Bislang vorliegende Untersuchungen zeigen, dass auch das Bildungsniveau der neu ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainern hoch ist. Die bislang offiziell registrierten 384.000 ukrainischen Geflüchteten bringen also gute Voraussetzungen mit, um auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sofern ihre familiäre Situation dies zulässt und sie eine Beschäftigung anstreben. Russia's war of aggression against Ukraine has triggered a wave of refugees, in the course of which many Ukrainians have already come to Germany and more are still to come. For the refugees, protection, childcare and family care are priorities. At the same time, there are many calls to integrate the refugees into the labour market as quickly and easily as possible. However, this will only be possible in the short term for those adults who do not have to take care of children or relatives. When it comes to integration into employment, a distinction must therefore be made between a short-term and a medium- to long-term perspective. In the short term, the chances of participating in the labour market are favourable for Ukrainian refugees due to the so-called "mass influx directive" based on section 24 of the Residence Act, as persons have access to the labour market in Germany in addition to temporary protection of one to three years (BMI, 2022). In the medium to long term, a sustainable integration into qualified employment is of great importance. Refugees can best take advantage of the opportunities on the labour market if they work in a job that corresponds to their qualifications. Formal recognition of existing professional qualifications from Ukraine plays an important role here. Recognition provides transparency about existing knowledge and skills and facilitates entry into qualified employment. Since the Recognition Act came into force in 2012, it has been possible for all persons to have their foreign vocational qualification recognised in Germany. The prerequisite is that the person has completed a formal and state-recognised initial or continuing education. In the years 2016 to 2020, a total of 6,213 recognition procedures for Ukrainian vocational qualifications were finalised. Many of the recognitions are for professions that have major shortages of skilled workers on the German labour market, such as health care and nursing. In 2020, 48.5 per cent of the recognition decisions for women from Ukraine were for occupations with skilled labour shortage. For Ukrainian men, the figure was as high as 49.0 per cent. A look at the Ukrainian education system shows that although there is often less practical training than in German vocational education, there is still a good chance of recognition. Ukrainians who have lived in Germany before the outbreak of the war are well integrated into the German labour market. Many work in qualified jobs as specialists or at expert level. Studies available so far show that the level of education of newly arrived Ukrainians is also high. The 360,000 Ukrainian refugees officially registered so far therefore have good prerequisites for gaining a foothold in the German labour market, provided their family situation allows it and they seek employment. This IW report focuses on the potential for integrating Ukrainian refugees into the German labour market and the importance of the recognition of previously acquired qualifications.
Databáze: OpenAIRE