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Long-term economic development, productivity growth and technological progress are inevitably linked to each other. The present study tackles this nexus and elaborates on the declining rates of productivity growth in the recent past. As the field of study is the German economy and in order to avoid problems associated with structural changes, the point of departure for the analysis of productivity trends is 1991. The first part of the study is dedicated to the question, whether total factor productivity (TFP) is a suitable variable for depicting technological progress in the system of national accounts. Apart from providing insight into the evolution of the growth accounting framework, the study presents three views of how to interpret the connection between TFP and technology: a traditional view, which states an equivalence (the residual-view), a view that emphasizes the ignorance of the components of the residual and a third-way, which explains the occurence of the residual as a result from (technological) spill-over-effects. Usually, the birth point of the theory of growth accounting and the discussion about the residual, which form the traditional view, are associated with the works of Robert Solow (1956, 1957). However, it was Jan Tinbergen (1959 [1942]), who has originally set up such a framework, mathematically based on a Cobb-Douglas production function (1928). As a critical reaction on the traditional view, subsequent research has tackled the issue by promoting the ignorance-character of the residual. Moreover, it was tried to minimize this catch-all variable by trying to explain economic growth just with the input factors labour and capital and not a technology-labelled residual. A third possibilty of interpretation is provided mainly by Richard Lipsey and Kenneth Carlaw (2003), who interpret any changes in TFP as spill-over-effects from technology, but not technology per se. The second part of the study then tackles the German productivity puzzle declining rates of productivity growth from 1991 onwards. Accepting a connection between technology and producitivity, decreasing productivity growth rates imply less technological progress a confusing result in course of the wave of technological innovations of the 21st century. Two strands of explanations are provided. As a first possibility, there is the so-called mismeasurement hypothesis. If measurement errors occur and/or if the system of national accounts is an inaccurate measurement framework, then this could explain the missing portion of output in the data. Potential for mismeasurement exists, i.e. by the problem of capturing quality effects or by the general problem of accurately measuring developments in the ICT-sectors of modern service economies like Germany. In order to evaluate the magnitude of potential mismeasurement, a study by Chad Syverson (2016, 2017) is chosen and applied on Germany. The results of the German application and the base study converge there is potential mismeasurement, its magnitude however is simply too small to account for the entire bulk of the missing data. In contrast to potential mismeasurement, a second strand of explanation is discussed, implying real economic problems. Applying the theory of secular stagnation, any decline in productivity growth then is the result from insufficient economic conditions. The present study adopts the supply side argumentation, revived and mainly formed by Larry Summers (2012, 2015). Summers argumentation is separated into a major argument of less technological innovations (less significant innovations) and potential headwinds, which falter economic growth. The present study analyses the German economy in the light of potential headwinds and finds different headwinds and impacts, compared to Summers original analysis, which is set up for the US. Demographic aspects, insufficient capital spending (especially in infrastructure) and rising inequality are the major headwinds for Germany. In comparison to the US, Germany performs better regarding the educational system and public (and private) debt. Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Bedeutung des Technischen Fortschritts, den damit verbundenen Produktivitätstrends und den Implikationen für den Entwicklungspfad einer Volkswirtschaft - mit Hauptaugenmerk auf der deutschen Ökonomie. Um etwaige Strukturbrüche zu vermeiden, liegt der Fokus der Arbeit vornehmlich auf den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätstrends ab 1991. Dabei befasst sich die Arbeit im ersten Teil mit der Frage, ob die gängige Messgröße zur Abbildung des Technischen Fortschritts - die Totale Faktorproduktivität (TFP) - diesen im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) akkurat abbilden kann. Neben der Entstehungsgeschichte der Messgröße und der Entwicklung der dazugehörigen Methodik (Wachstumsbeitragsrechnung, engl. growth accounting), diskutiert die Dissertation drei mögliche Interpretationen der Technologie-Produktivitäts-Relation: die klassische Sichtweise, die quasi eine 1:1-Beziehung konstatiert, eine dazu konträre Meinung (ignorance-Sichtweise) und eine Art spill-over-Sichtweise. Als Startpunkt für den chronologischen Aufbau des ersten Teils wurden die Arbeiten von Paul Douglas und Howard Cobb (1928) zur mathematischen Abbildung einer Produktionsfunktion gewählt. Daran anknüpfend gilt das Werk von Jan Tinbergen (1959 [1942]) als Geburtsstunde der Wachstumsbeitragsrechnung, wenngleich als deren Gründungsvater meist Robert Solow (1956, 1957) gesehen wird. Als Reaktion auf das sogenannte Solow-Residuum entstand eine Gegenbewegung, die die Äquivalenz von Technologie und TFP infrage stellte (measure of ignorance, Abramovitz (1956)). Sie war bemüht, Technologieeffekte nicht durch ein unerklärtes Residuum darzustellen, und versuchte diese vollständig den Inputfaktoren Arbeit und Kapital zuzuordnen. Als dritte Interpretationsmöglichkeit der TFP im Lichte des Technologischen Fortschritts wählen die Arbeiten von (v.a.) Richard Lipsey und Kenneth Carlaw (insb. 2003) die Variante, dass das TFP-Residuum nicht Technologischen Fortschritt per se, sondern lediglich spill-over-Effekte und damit eine Art free-lunch ökonomischer Aktivität enthält. Im zweiten Teil analysiert die Dissertation dann das Phänomen des Rückgangs der deutschen Produktivitätswachstumsraten von 1991 bis heute. Die negativen Entwicklungen der deutschen gesamtwirtschaftlichen Produktivität implizieren dabei geringere Wirkungskräfte des Technischen Fortschritts. Der Analyse der Bestimmungsfaktoren liegen dabei zwei konträre Erklärungsstränge bzw. Erklärungshypothesen zugrunde. So bildet die sogenannte Messfehlerhypothese (mismeasurement hypothesis) einen ersten Argumentationsstrang. Nach ihr bestehen Messungenauigkeiten im Rahmen der VGR, die zu einer zu geringeren, quantitativen Abbildung der wirtschaftlichen Aktivitäten in den nationalen Statistiken führen. Gründe für potentielle Messungenauigkeiten liefern beispielsweise die Problematik der Abbildung von Qualitätseffekten oder die Schwierigkeit der Erfassung moderner Dienstleistungen im Rahmen der zunehmenden Bedeutung des Informations- und Kommunikationssektors (IKT). Rückläufige Zahlen in den Produktivitätsstatistiken wären, unter der Annahme der Gültigkeit der Messfehlerhypothese, damit rein illusorisch. Bei der Evaluierung der Messfehlerhypothese für Deutschland bedient sich die Dissertation vor allem einer Studie von Chad Syverson (2016, 2017), der für die USA entsprechende Berechnungen anstellte. Zwar finden sich diverse Ansatzpunkte und Hinweise auf Messfehler im IKT-Bereich, jedoch in unzureichendem Ausmaß - dies gilt sowohl für die USA durch die Basisstudie von Syverson, als auch für Deutschland durch die vorliegende Dissertation. Somit sind die Gründe für den Produktivitätsrückgang, zumindest für das Gros, abseits der Messfehlerhypothese zu suchen. Dem Messfehlerargument gegenüber steht die Hypothese, dass reale Gründe für den Produktivitätsabschwung (productivity puzzle) verantwortlich sind. Hierbei orientiert sich die Dissertation an der sogenannten Säkularen Stagnationshypothese. Für die Analyse des deutschen Produktivitätsrückgangs fokussiert sich die Dissertation hauptsächlich auf die Angebotsseite der Theorie, dessen Hauptvertreter in diesem Kontext Robert Gordon ist (insb. 2012, 2015). Er gliedert seine Erklärungen in ein major argument (weniger technische Entwicklungen bzw. ein geringeres Gewicht gegenwärtiger Entwicklungen) und sogenannte headwinds (minor arguments), also Gegenwinde, die die wirtschaftliche Entwicklung blockieren und abschwächen. Die vorliegende Dissertation wendet die headwind-Struktur an und untersucht dabei potentielle angebotsseitige Hindernisse in Deutschland, wie z.B. die demographische Entwicklung, die zunehmende Ungleichheit oder unzureichend ausgestattetes Humankapital. Bei der Analyse der headwinds fällt auf, dass - im Vergleich zu Gordons Arbeiten für die USA - andere Gegenwinde für Deutschland relevant sind. So lässt sich bswp. für das deutsche Bildungssystem, durch größere Vielseitigkeit und geringere finanzielle Belastungen, ein besseres Zeugnis ausstellen, als für den Gegenpart der USA. Auch bläst ein schwächerer deutscher Gegenwind in den Bereichen der Staatsverschuldung, zumindest im Vergleich zu den USA und weiteren Ländern auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe. Nachholbedarf bzw. Probleme sieht die vorliegende Dissertation dagegen vor allem in den Bereichen der Investitionstätigkeit (im Speziellen der staatlichen), der Infrastruktur (sowohl der klassischen, als auch der digitalen), der zunehmenden (Einkommens- und Vermögens-) Ungleichheit sowie den Herausforderungen des demographischen Wandels. |