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Irina Sandomirskaja befasst sich mit dem Verhältnis von Blindheit und Sehen im Kontext der gesellschaftlichen Neuordnungen nach der russischen Oktoberrevolution. Sie beschreibt, wie die Idealisierung des Blinden als Mensch mit Defiziten, der im Sinne einer Kompensation zu 'übermenschlichen' Fähigkeiten imstande ist, sich bis weit ins 20. Jahrhundert fortsetzte. Sie erinnert an den russischen Kunst- und Entwicklungspsychologen Lew Vygotskij, der in den 1920er Jahren eine kulturrevolutionäre Lehre, die 'Defektologie', entwickelte, nach welcher Blindheit als soziales Konstrukt anzusehen sei und das richtig geförderte blinde Kind seine Grenzen überwinden könne. Vygotskij, so Sandormirskaja, remystifizierte die Blindheit und machte aus 'dem blinden Kind' erneut eine Allegorie, diesmal für das besitzlose revolutionäre Subjekt, das lernen könne, die gesellschaftlichen Hindernisse zu überwinden und zu einem gleichberechtigten Sowjetbürger zu werden. |