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Das bürgerliche, auf Pflichterfüllung konzentrierte Tugendideal, im Bewußtsein vom eigenen höheren moralischen Wert gegen die laxen Verhältnisse des Adels verfochten, hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gesellschaft durchdrungen. Am deutlichsten wird der Vorrang der Pflicht über die Gefühle beim Duell, zumal dieses - ebenso glühend verteidigt wie bestritten - in der Männergesellschaft, im exklusiv satisfaktionsfähigen Bund habitusbewußter Offiziere und Akademiker, den Höhepunkt militärisch geprägter „Männlichkeit“ darstellt. Im Duell verteidigt ein Mann, der sich in seiner maskulinen Identität verletzt sieht, nicht nur seine Ehre und seinen Besitz (an einer Frau). Im Duell (und in der Mensur) stellt er seine angeblich männlichen Bereitschaften und „ritterlichen“ Fähigkeiten unter Beweis. Die frauliche Ehre, strikt geschlechtsspezifisch gedeutet, bleibt sekundär. Frauen sind „enggeführte idealisierte Wesen“. |