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Im vorliegenden Beitrag wird eine molekulargenetische Analyse der aDNA (Jan Cemper-Kiesslich, Universität Salzburg, sowie Christina Amory und Walther Parson, Medizinische Universität Innsbruck) vorgelegt, die aus mehreren Proben des Gesichtsschädels eines unverbrannten Skeletts im spätmerowingerzeitlichen Kinderdoppelgrab unter der Bartholomäuskirche („Dom“) in Frankfurt am Main gewonnen wurde. Der archäologischen und anthropologischen Analyse zufolge handelt es sich um ein vier- bis fünfjähriges Mädchen aus der Oberschicht in Ostfranken. Vom als Leichenbrand mitbestatteten zweiten, etwa gleichaltrigen Kind konnte keine verwertbare Probe gezogen werden; sein Geschlecht und weitere Charakteristika bleiben unbekannt. Vom Mädchen konnten sowohl ein autosomaler genetischer Fingerabdruck wie auch die gesamte mitochondriale DNA-Sequenz ermittelt werden. Die fragmentarische autosomale DNA erlaubt eine Bestimmung des Geschlechts als weiblich, jedoch nicht von phänotypischen Charakteristika wie etwa der Pigmentation. Auf Basis der mitochondrialen DNA konnte das Mädchen dem heute in Europa weitverbreiteten, bislang auf Westeuropa konzentrierten Haplotyp U5b2a1a zugewiesen werden, der zur alteuropäischen Haplogruppe U5 gehört. Sein bislang seltenes prähistorisches Vorkommen in Zentral- und Osteuropa gestattet jedoch keine weiterführende bio-ethno-geographische Zuordnung des Mädchens. |