Der Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 und die Dokumentation von Sonnenflecken am Stift Admont im Rahmen zeitgenössischer meteorologischer Beobachtungen. Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft|Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft - Band 163 (Annals of the Austrian Geographical Society - Volume 163)

Jazyk: němčina
Rok vydání: 2022
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Popis: Als 1815 in Indonesien der Vulkan Tambora mit der höchsten je in der Neuzeit gemessenen Intensität ausbrach, hatte dies Folgen für die ganze Welt. In diesem Aufsatz soll es nicht um die negativen Auswirkungen wie Klimaverschlechterung oder Missernten gehen, sondern um eine positive Randerscheinung: die durch den Vulkanausbruch hervorgerufene Trübung der Atmosphäre ermöglichte die leichtere Sichtung von Sonnenflecken. Zum damaligen Zeitpunkt wurde die heute bestätigte Annahme, es gäbe einen Zusammenhang zwischen Sonnenfleckenaktivität und Klima, diskutiert. Dazu waren regelmäßige Beobachtungen nötig. Am Benediktinerstift in Admont (Steiermark) wurden in den Jahren 1814 bis 1818 durch den Mönch und Physiker Gotthard Wisiak erste meteorologische Messungen durchgeführt, die erst wieder 1845 ihre Fortsetzung fanden. Im Zuge der dreimal täglich geführten Aufzeichnungen erfasste Wisiak verschiedene Klimaelemente und Sonnenfleckenerscheinungen, die den Fokus dieses Beitrages bilden. Obschon die Beobachtungen von Wisiak in das sogenannte „Dalton Minimum“ (ca. 1790–1820) fallen, eine Periode mit geringer Sonnenfleckenaktivität, war das Jahr 1816 gut geeignet für solche Beobachtungen (Maximum des Sonnenzyklus 6 im Jahr 1816). Wisiak erwähnte in seinen Aufzeichnungen 64-mal den Begriff Sonnenflecken, davon deren 9-maliges Fehlen und 55-malige Sichtung. Die Anzahl seiner Sichtungen schwankte zwischen 1 und 30 Sonnenflecken, wobei auch Sonnenfleckengruppenformen wie „Heer“ erwähnt wurden. Wie aus den Witterungsaufzeichnungen hervorgeht, ermöglichte eine zusätzliche Trübung der Atmosphäre durch Wasserdampf in den meisten Fällen die Beobachtungen. Quantitative Vergleiche mit den Aufzeichnungen von Zeitgenossen zeigen, dass trotz unterschiedlicher Gerätschaften zur Beobachtung, trotz teilweise topographisch erschwerter Bedingungen in Admont und trotz des Unterschieds zwischen Hauptbeobachtung (Sternwarte) und Nebenbeobachtung (Fokus Meteorologie) die Ergebnisse Gotthard Wisiaks aus Admont, Augustin Starks aus Augsburg und Thaddäus Derfflingers aus Kremsmünster vor allem gute Übereinstimmungen im Zeitraum Juli bis Oktober 1816 aufweisen. Dieser Beitrag gibt somit auch neue Hinweise auf die Auswertbarkeit historischer Sonnenfleckenbeobachtungen in Österreich, basierend auf primär meteorologisch ausgerichteten Archivunterlagen.
Databáze: OpenAIRE