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Wenn überhaupt in einem Gebiet Wahrheit und Existenz unabhängig von unseren Erkenntnisfähigkeiten sind, dann in der Metaphysik – etwa bei der Frage, ob es Gott gibt oder eine Seele, die unseren Tod überdauert. Die metaphysica specialis schreit geradezu nach metaphysischem Realismus und dem zugehörigen Wahrheitsbegriff. Von diesem Ausgangspunkt gerät man allerdings schnell in Verlegenheit, wenn man fragt: Nach welchen Kriterien sollen wir uns richten, wenn wir uns über Gott oder Unsterblichkeit ein Urteil bilden wollen? Mit den Mitteln der Naturwissenschaft und deren rationaler Methodologie (in der es um Empirie, Einfachheit, Sparsamkeit usw. geht) kommen wir bei Themen wie Gott oder Unsterblichkeit immer nur bis zum Patt. Genauso steht es bei der Frage, ob wir in unseren Entscheidungen frei sind. Urteilsenthaltung können wir uns nicht erlauben, dafür sind die metaphysischen Fragen zu wichtig; Auslosen kommt auch nicht infrage. Statt erkenntnistheoretisch zu kapitulieren, schlage ich programmatisch vor, die Erkenntnislehre auf weichere Weise weiterzubetreiben. Emotion, Intuition, Moral – das sind einige der zusätzlichen außerrationalen Hilfsmittel, mit deren Hilfe wir weiterkommen können. Ich zeige, dass diese Hilfsmittel respektabler und gewichtiger sind, als kühle, rationale Erkenntnistheoretiker zugeben wollen. Diese Hilfsmittel führen zu guten Postulaten aus Unvernunft (und zwar nicht nur in der Metaphysik). Wie schlimm es für den Realismus ist, dass diese Postulate immer noch falsch sein könnten, diese Frage werde ich im vorliegenden Aufsatz nicht mehr klären. If there is any area in which truth and existence are independent of our cognitive capacities, then it is in metaphysics – for example in the questions as to whether or not there is a God or a soul that remains after death. The metaphysica specialis cries out for metaphysical realism and its respective notion of truth. This starting point quickly leads to trouble if one asks: Which criteria shall we use when forming an opinion about God or immortality? When approaching issues like God or immortality with the tools of natural science and its rational methodology (which uses empirical evidence, simplicity, parsimony, etc.), we always end up in a stalemate. It is the same with the question as to whether or not we are free in our decisions. Because these metaphysical issues are important, we can neither allow ourselves to abstain from taking a stand, nor simply let chance decide. Rather than capitulating epistemically, I suggest a broader holistic approach and propose to practice epistemology less rigidly. Emotion, intuition, morality — these are some of the resources that help us proceed beyond rationality. I try to show that these resources are more respectable and more powerful than the cold rational epistemologist wants to admit. They lead to good postulates from irrationality (and they do so not just in metaphysics). How bad it is for realism that these postulates may still be false, is a question that will not be within the scope of this paper. Not Reviewed |