Popis: |
Beim Gegensatz von Positivismus und Idealismus in der wissenschaftstheoretischen Debatte über die Geisteswissenschaften handelt es sich um das Problem der Bedeutung des Verstehens. Max Weber erkennt einerseits den positivistischen Anspruch an, daß die Hypothesen, die das Verstehen uns überreicht, immer empirisch bewährt werden müssen. Andererseits stimmt er der Behauptung des Idealismus zu, daß die Methode des Verstehens die für die Geisteswissenschaften charakteristischen Erkenntnisse der menschlichen Handlungen und ihrer Motive liefert. Denn die Handlung entsteht durch Sinngebung des Handelnden. Und dieser orientiert sich bei seiner Handlung an dem Sinn und Sinnzusammenhang. Darum willl und kann nach Weber die Methode des Verstehens als Sinndeutung der Handlung den Kausalzusammenhang der Handlung erfassen. Der Sinn der Handlung ist in der Maxime formuliert. Und die Maxime wird durch die allgemeinen Ideen in einen weiteren Sinnzusammenhang gestelltt. Die Idee beeinflußt die Handlung auf zwei Wegen : die Idee führt vermittels des Interesses in die Handlung, und sie rechtfertigt die Handlung. Die Motivierung einer Handlung und inre Rechtfertigung (Legitimation) durch die Idee müssen zwar unterschieden werden, sind jedoch beide gewöhlnich miteinander verbunden. Von diesem Standpunkt aus prüfen wir die Methode des Verstehens bei solchen Idealisten wie Croce, Collingwood und Winch. Die Methode des Verstehens in den methodologischen Abhandlungen Webers, einschließlich der "Soziologischen Grundbegriffe" in Wirtschaft und Gesellschaft, untersuchen wir darauf hin, wie Handlungen, besonders rationale, erfaßt werden. Wir zeigen auf, daß diese Art des Erfassens ein praktischer Schlnß ist und daß zudem die Unterscheidung des aktuellen und des erklärenden Verstehens bei Weber nur eine relative Bedeutung hat. In seiner Religionssoziologie nimmt Weber das Problem der Anwendung der Methode des Verstehens auf die geschichtliche Welt auf. Die Hauptfrage darin ist "die Art zu veranschaulichen, in der die Ideen in der Geschichte wirksam werden" , nämlich die dynamische Beziehung zwischen den religiösen Ideen und den Handlungen (Lebensführungen) zu erklären. Die Ideen wirken einerseits als Rechtfertigungen der menschlichen Handlungen (und Leiden) und der Gottesordnung. was eigenthich das Problem der Theodizee ist. Und die Ideen führen andererseits vermittels des "Interesses" an der Erlösung, vor allem der certitudo salutis. in die bestimmten Lebensführungen. Im historisch - soziologischen Zusammenhang der Prädestinationslehre, der Ethik des asketischen Protestantismus, des "Geistes des Kapitalismus, " finden wir nicht nur eine Verflechtung von Rechtfertigung und Motivierung, sondern auch eine Kausalbeziehung. Nach Weber können menschliche Handlungen durch die Methode des Verstehens vor allem darum zntreffend erklärt werden, weil wir Menschen "vernünftige, d. h. der Erfassung und Befolgung von Maximen fähige Wesen" sind. |