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Diabetes mellitus gilt als die häufigste Ursache für eine terminale Niereninsuffizienz in industrialisierten Ländern. Ein bestehender Diabetes mellitus limitiert den Zugang zur Transplantation und schränkt nach Transplantation die Lebenserwartung sowie das Transplantatüberleben ein. Die Entwicklung eines Posttransplantationsdiabetes mellitus innerhalb des ersten Jahres nach Organtransplantation hat vergleichbaren Einfluss auf das Transplantatüberleben im Langzeitverlauf wie eine akute Abstoßungsreaktion. Die vorliegende Arbeit untersucht die Prävalenz von Diabetes mellitus und Prädiabetes von Wartelistenkandidaten und analysiert die zugrundeliegende Pathophysiologie als Basis für eine individuelle Risikostratifizierung. Patienten, die am Tübinger Transplantationszentrum für eine Nierentransplantation gelistet sind, wurden mit einem oralen Glukosetoleranztest untersucht. Außerdem wurden Parameter der Insulinsensitivität und Insulinsekretion berechnet und das HbA1c bestimmt. Es wurden Risikofaktoren für die Entstehung einer Glukosestoffwechselstörung (Diabetes mellitus / Prädiabetes / Posttransplantationsdiabetes mellitus) herausgearbeitet. Untersucht wurden 138 Patienten, von denen 30 Patienten (22 %) einen vorbestehenden Diabetes mellitus (14 Pat. mit Typ 1 DM, 16 Pat. mit Typ 2 DM) hatten. Eine bislang unerkannte Störung im Glukosemetabolismus wurde bei einem Drittel (33 %) der Patienten festgestellt, bei vier Patienten (3 %) ein manifester Diabetes mellitus und bei 42 Patienten (30 %) ein Prädiabetes. Insgesamt wiesen 55 % der Patienten eine Glukosestoffwechselstörung auf. Anhand von Indices der Insulinsensitivität und -sekretion konnten die zugrundeliegende Pathophysiologie beschrieben und Einflussgrößen definiert werden: Das Alter konnte als eigenständiger Risikofaktor für eine eingeschränkte Insulinsekretion mit einem relativen Risiko von 2,95 (95% Konfidenzintervall 1,38 - 4,83) bei einem Cut - off von 48 Jahren ausgemacht werden. Der BMI beeinflusste die Insulinsensitivität als kontinuierliche Variable. Im untersuchten Patientenkollektiv zeigte sich bei über der Hälfte der Patienten eine Störung im Glukosemetabolismus im Vorfeld einer Transplantation. Mehr als 30 % der Störungen waren zuvor unbekannt. Dies zeigt die Notwendigkeit, Patienten vor einer Transplantation auf Glukosestoffwechselstörungen zu screenen. Die Differenzierung der zugrundeliegenden Pathophysiologie erlaubt eine frühzeitige Risikostratifizierung und ein gezieltes Vorgehen mit dem Ziel, die Inzidenz des Posttransplantationsdiabetes mellitus zu verringern und das Transplantat- und Patientenüberleben zu verbessern. |