Rekrutierungsstrategien für Migrantinnen in einer Geburtskohorte am Beispiel der BaBi-Studie

Autor: Oliver Razum, Jutta Schmitz, Jacob Spallek, Renata Hoffmann, Antonia Mauro, Angelique Grosser, Jürgen Breckenkamp, Emine Ergin-Akkoyun, Chantal Höller-Holtrichter, Ina-Merle Doyle
Rok vydání: 2018
Předmět:
Zdroj: Das Gesundheitswesen. 81:621-628
ISSN: 1439-4421
0941-3790
DOI: 10.1055/a-0600-2392
Popis: Zusammenfassung Hintergrund Die Rekrutierung von Studienteilnehmern aller relevanten Bevölkerungsgruppen stellt eine der Herausforderungen in der (sozial-)epidemiologischen Forschung dar. Es existiert eine Vielzahl von Strategien, die der Rekrutierung von ethnischen Minderheiten und bestimmter Migrantengruppen dienen können. Unklar ist bisher, ob diese Strategien auch bei der Etablierung einer Geburtskohorte geeignet sind. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung und Evaluation von Rekrutierungsstrategien für Migrantinnen in einer Geburtskohorte am Beispiel der BaBi-Studie. Methoden Die Rekrutierung erfolgte von Oktober 2013 bis Oktober 2016. Als Vorbereitung wurden Fokusgruppen mit Schwangeren und Müttern und leitfadengestützte Experteninterviews mit Hebammen und GynäkologInnen durchgeführt, um Studienmaterialien, Befragungsinstrumente und Sprachpräferenzen zu prüfen. In der Vorstudie wurden unterschiedliche Rekrutierungswege getestet. Im Rekrutierungsverlauf fand eine kontinuierliche Evaluation statt, um erfolgreiche Rekrutierungsstrategien für Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund zu ermitteln und anzupassen. Ergebnisse Von den eingeschlossenen 980 Teilnehmerinnen hatten 390 einen Migrationshintergrund (40%). Es wurden aktive und passive Rekrutierungsstrategien verfolgt, in denen u. a. türkische Übersetzungen und multikulturelles Personal zum Einsatz kamen. Für die passive Rekrutierung über gynäkologische Praxen und Hebammen mussten die schwangeren Frauen und Wöchnerinnen eine hohe Motivation für die Rekrutierung mitbringen. Die aktive Rekrutierung in den Geburtskliniken (Ansprache durch Study-Nurses) erhöhte den Anteil an Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund von 22 auf 49% aller Teilnehmerinnen. Durch frühzeitige Überprüfungen und Anpassungen der Zugangswege konnte die Teilnahmebereitschaft erhöht werden. Schlussfolgerung Für die Rekrutierung von Frauen mit Migrationshintergrund sind gründliche Vorbereitungen in Form von Befragungen (Fokusgruppen, Leitfadeninterviews) und einer Vorstudie sinnvoll. Von Beginn an sind Verfahren zur frühzeitigen Evaluation der unterschiedlichen Rekrutierungsstrategien und ein erhöhter Personalaufwand (z. B. für (Rück-/ Übersetzungen) einzuplanen). Der Einschluss von Menschen mit Migrationshintergrund in sozialepidemiologischen Studien sollte in Deutschland zur Normalität werden.
Databáze: OpenAIRE