Stellenwert der medikamentösen Anxiolyse aus Sicht des Patienten vor elektiven Eingriffen in Allgemeinanästhesie bei Erwachsenen

Autor: Kampmann, Stefan
Přispěvatelé: Rüsch, Dirk (Prof. Dr.)
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2022
Předmět:
Popis: Einleitung Sowohl eine Operation als auch eine Anästhesie sind für den Großteil der Patienten sehr belastend, wobei die präoperative Angst hierauf einen entscheidenden Einfluss hat und von vielen als unangenehmster Aspekt der perioperativen Phase empfunden wird. Anxiolytische Prämedikation ist eine routinemäßig verordnete Möglichkeit dieser Angst entgegenzuwirken. Allerdings ist der Stellenwert dieser Maßnahme aus Patientensicht bezüglich des grundsätzlichen Bedarfs und Wunschzeitpunktes der Einnahme bisher nur unzureichend erforscht. Methodik In diese Querschnittsstudie wurden 1000 erwachsene Patienten eingeschlossen, bei denen eine elektive Operation in Allgemeinanästhesie geplant war. Die Patienten füllten die Fragebögen vor dem Prämedikationsgespräch aus. Neben demographischen Daten wurde das Vorhandensein von Angst dichotom (ja/nein) erfasst. Das Angstniveau wurde mittels numerischer Ratingskala (NRS 0-10 Punkte) und Amsterdam Preoperative Anxiety and Information Scale (APAIS, APAIS-A-T 4-20 Punkte) ermittelt. Der grundsätzliche Wunsch nach anxiolytischer Prämedikation und der präferierte Zeitpunkt für anxiolytische Prämedikation wurden deskriptiv ausgewertet. Der generelle Zusammenhang zwischen Angstniveau und Bedarf an anxiolytischer Prämedikation wurde mittels Kreuztabellen und logistischer Regression untersucht. Ergebnisse In einem Zeitraum von circa einem Jahr wurden 1082 Patienten rekrutiert, von denen 1000 eingeschlossen werden konnten (537 weiblich, 459 männlich, 4 keine Angabe; Alter M = 57±18). Davon gaben 493 Patienten (318 weiblich (64,5%)) an Angst zu haben (APAIS-A-T M = 9,2±3,8). Von diesen Patienten mit präoperativer Angst wollten 228 (46,2%) definitiv, 142 (28,8%) bei Bedarf und 114 (23,1%) keine anxiolytische Prämedikation. Die Patienten mit definitivem Medikamentenwunsch konnten zwischen verschiedenen Zeitpunkten (am Vorabend der Operation, am Morgen des Operationstages, kurz vor Abruf in den Operationssaal) oder Kombinationen aus diesen wählen. Am häufigsten wurde die Einnahme am Morgen (75 (32,9%)) gewählt. Von den Patienten mit definitivem Wunsch nach anxiolytischer Prämeditation hatten zwei Drittel keinen Bedarf an weiterer Unterstützung gegen ihre präoperative Angst. Es zeigte sich, dass mit zunehmendem APAIS-A-T die Wahrscheinlichkeit für den Wunsch nach anxiolytischer Prämedikation signifikant stieg (β = 0,227, OR = 1,26 (95% KI = 1,20 – 1,31). Selbst bei niedrigstem APAIS-A-T war ein Wunsch nach anxiolytischer Prämedikation nicht ausgeschlossen, genau wie es bei höchstem APAIS-A-T Patienten ohne Wunsch nach anxiolytischer Prämedikation gab. Schlussfolgerung Mehr als die Hälfte der Frauen und über ein Drittel der Männer empfinden Angst vor einer Operation in Allgemeinanästhesie. Von diesen Patienten wünschen sich drei Viertel definitiv oder bei Bedarf eine anxiolytische Prämedikation. Dies steht im Kontrast zur aktuellen klinischen Praxis der zurückhaltenden Gabe von präoperativen Anxiolytika. Will man allen Patienten hinsichtlich des Bedarfes an anxiolytischer Prämedikation gerecht werden, ist die Erhebung von Angstscores wie dem APAIS-A-T nicht ausreichend. Stattdessen ist die individuelle Abfrage des möglichen Wunsches nach anxiolytischer Prämedikation und des bevorzugten Einnahmezeitpunktes erforderlich.
Databáze: OpenAIRE