Diagnose 'Psychopath' - Die Behandlung von Soldaten und Zivilisten in der Marburger Universitäts-Nervenklinik 1939-1945
Autor: | Günther, Katrin |
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Přispěvatelé: | Aumüller, Gerhard (Prof. Dr.) |
Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2008 |
Předmět: |
Military psychiatry
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Popis: | Summary Base of research were the health records of 88 soldiers and 49 civilians with the diagnosis “psychopathy”, who were treated in the university hospital for mental diseases in Marburg in the period between 1939 and 1945. It was aim, to collect treatment differences between these two groups of patients. The question about treatment differences within the soldiers’ collective with regard to the rank was of further interest. In fact there wasn’t any officer found among the soldiers. Obviously, this diagnosis wasn’t attributed to officers, which causes further speculations. Corresponding scientific and medicine historical papers about military psychiatry gave reason for these theses, and furthermore arose the question, whether a shorter stay in hospital was granted to the soldiers in order to accomplish a fast return to the troop. Amazingly, this assumption was not confirmed because the soldiers’ duration of stay was 5 days longer in the median than those of the civilians. The use of “hard therapy methods” like the so called “Kaufmann-cure”, the electrical cramp therapy, Cardiazol- and Insulin-shock in the group of soldiers, was postulated in large numbers. The misuse of the “Kaufmann-cure” was confirmed in isolated cases in the soldiers’ collective. Likewise, the other therapies were used in single cases in both groups, however without a hint for an abusive application. In the military psychiatry, the diagnosis “psychopathy” had a special position. One knew about “the danger” caused by psychopathic personalities in the troop as well as at home, so that they were again and again major point for discussion between the military psychiatrists. As expected, a high number (70%) of soldiers was admitted into hospital, due to a discipline delinquency. Besides, the diagnosis “psychopathy” is difficult to be treated objectively. Where is the border between normal personality traits and pathological behavior? Circumstances of war and military demanded their own standards and make this dissertation especially exciting. Zusammenfassung Untersucht wurden die Patientenakten von 88 Soldaten und 49 Zivilisten mit der Diagnose „Psychopathie“, die im Zeitraum zwischen 1939 und 1945 in der Universitäts-Nervenklinik bzw. dem Reservelazarett III der Universitäts-Nervenklinik Marburg behandelt wurden. Ziel war es, Behandlungsunterschiede zwischen diesen beiden Patientengruppen zu erfassen. Von weiterem Interesse war die Frage nach Behandlungsunterschieden innerhalb des Soldatenkollektives hinsichtlich des Ranges. Tatsächlich war kein einziger Offizier unter den Soldaten zu finden. Offensichtlich wurde die Diagnose „Psychopathie“ bei Offizieren nicht gestellt, was Anlass zu weiteren Spekulationen gibt. Entsprechende wissenschaftliche und medizinhistorische Arbeiten zum Thema Militärpsychiatrie gaben den Anstoß zu diesen Thesenformulierungen und ließen überdies die Frage aufkommen, ob den Soldaten ein kürzerer Aufenthalt in der Klinik gewährt wurde, um eine schnelle Rückkehr zur Truppe zu ermöglichen. Erstaunlicher Weise bestätigte sich diese Vermutung nicht, denn die Aufenthaltsdauer der Soldaten war im Median 5 Tage länger, als die der Zivilisten. Der gehäufte Einsatz von „harten Therapiemethoden“ wie der sogenannten „Kaufmann-Kur“, der Elektrokrampftherapie, dem Cardiazol- und Insulinschock auf Seiten des Soldatenkollektivs wurde postuliert. Es bestätigte sich der missbräuchliche Einsatz der „Kaufmann-Kur“ bei Soldaten anhand von Einzelfällen. Die anderen Therapieformen wurden ebenfalls nur in einzelnen Fällen - sowohl bei Zivilisten als auch bei Soldaten verwendet – es liegt jedoch kein Hinweis für eine missbräuchliche Anwendung vor. In der Militärpsychiatrie kam der Diagnose „Psychopathie“ eine besondere Stellung zu. Man wusste um die „Gefahr“, welche die psychopathische Persönlichkeiten bei der Aufrechterhaltung der „Manneszucht“ innerhalb der Truppe darstellten. Auch in der Heimat galten sie als „gefährliche Elemente“, sodass sie bei den Militärpsychiatern immer wieder Anreiz zur Diskussion gaben. Wie vermutet, wurde ein hoher Prozentsatz der Soldaten (70%) aufgrund einer Disziplinwidrigkeit eingewiesen. Zudem ist die Diagnose „Psychopathie“ schwer objektivierbar. Wo liegen die Grenzen zwischen „normalen“ Charaktereigenschaften und pathologischem Verhalten – Kriegsumstände und Militär forderten hier eigene Maßstäbe und machen diese Forschungsarbeit besonders spannend. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |