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Das Thema dieser Arbeit über die Miniaturen des französischen Malers Jean Fouquet in den Grandes Chroniques de France des späten 15. Jahrhunderts ist die Frage, inwieweit sich seine Bildnisse an den Kriterien der späteren Historienmalerei messen lassen. In der Kunst Fouquets, die wie jede andere nicht ohne ihren historischen Hintergrund zu verstehen ist, spiegelt sich ein tiefgreifender Wandel in Frankreich wieder, dessen Zeuge der Maler wurde. "Nach der endlosen Klage über die Vergänglichkeit des Irdischen und die Zwecklosigkeit des Daseins, die das ausgehende Mittelalter erfüllte, (...) war man reif für eine das Leben bejahende Einstellung und Darstellung" (1). Die alte, hierarchische Weltordnung, die das Diesseits nur als notwendige Vorbereitung der eigentlichen Existenz im Jenseits begriff, wurde vom erwachenden Individualismus der humanistischen Renaissance abgelöst. Der besondere Reiz des unter der Signatur "ms. francais 6465" (2) in Paris aufbewahrten Exemplares liegt in dem glücklichen Zusammentreffen des wohl bedeutendsten französischen Malers mit dem wichtigsten Werk der französischen Geschichtsschreibung in dieser Zeit. Um dieses außergewöhnliche Zusammentreffen verstehen zu können, stehen eine kurze Biographie des Künstlers und eine Erklärung der Grandes Chroniques zu Beginn der Arbeit. Anschließend werden zwei, exemplarisch ausgewählte Miniaturen – die Einnahme Avignons als Ereignisbild und die Huldigung Philipps als höfisches Repräsentationsbild – stellvertretend für zahlreichen anderen Bilder der Chronik beschrieben und analysiert. Im darauf folgenden Kapitel über das Historienbild wird anhand einer allgemeinen Definition, einem kurzem Überblick ihrer Geschichte und der historischen Entwicklung eine, dem Umfang dieser Arbeit entsprechend rudimentäre Grundlage für den folgenden Vergleich gebildet. Abschließend werden im letzten Kapitel die zuvor in den beiden Miniaturen ausgearbeiteten spezifischen Merkmale der Malerei Fouquets den strengen Regeln der Historienmalerei gegenübergestellt, um Parallelen und Gegensätze deutlich herauszustellen. (1) Wescher, Paul: „Jean Fouquet und seine Zeit“, Basel, 1947, S.14. (2) In der Bibliothèque nationale in Paris. |