Der Migrationshintergrund als Grenze der Palliativversorgung am Lebensende?

Autor: Franziska Schade, Gabriella Marx, S Owusu-Boakye, Friedemann Nauck, C Banse, Maximiliane Jansky
Rok vydání: 2020
Předmět:
Zdroj: Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946)
ISSN: 1439-4413
0012-0472
DOI: 10.1055/a-1263-3437
Popis: According to current research data, individuals with migration background rarely utilize palliative care services. The potential reasons remain largely unclear, with cultural differences being suggested most frequently. A study focusing on the needs of cancer patients with migration background in Germany provides an overview of the care problems encountered.The qualitative study design focuses on biographic narratives by patients, their relatives and medical care providers (n = 57). Data were analyzed with "grounded theory" which disclosed various categories and coping strategies in dealing with both the disease and the care provided.Arriving in palliative care, severely ill patients with migration background experience social exclusion. These migration-specific effects have a negative impact on coping with the disease and on palliative treatment and end-of-life care. Relatives and medical care providers face a challenge when they fail to meet the patients' expectations. Many problems are attributed to cultural differences although patients nearing the end of their lifes tend to articulate rather generic needs.Individuals with migration background frequently receive palliative care without their care givers having any specific knowledge of their migration biography. In order to do justice to societal effects, the support given must go beyond the mere medical expertise.Menschen mit Migrationshintergrund nutzen nach dem Stand der Forschung das palliative Versorgungsangebot wenig. Die möglichen Gründe sind weitgehend unklar. Häufig werden kulturelle Unterschiede geltend gemacht. Eine Untersuchung der Bedürfnisse von krebskranken Patienten mit Migrationshintergrund, ihren Angehörigen und medizinischen und pflegenden Versorgenden in Deutschland bietet einen Überblick über die Versorgungsprobleme.In dem qualitativen Forschungsdesign stehen biografische Erzählungen der Patienten, ihrer Angehörigen und der medizinischen und pflegenden Versorgenden im Vordergrund. Mit der Grounded Theory wurde eine Zeile-für-Zeile-Analyse der Daten durchgeführt, mit der verschiedene Kategorien und Handlungsstrategien im Umgang mit der Krankheit und der Versorgungssituation gefunden werden konnten.Wenn schwerkranke Patienten mit Migrationshintergrund in einer palliativen Versorgungsstruktur ankommen, erleben sie in dieser politische und soziale Abgrenzungen. Migrationsspezifische Einflüsse erschweren deshalb die Bearbeitung der Krankheit und die palliativmedizinische Behandlung und Versorgung am Lebensende. Angehörige und medizinische und pflegende Versorgende erleben die Situation als eine Herausforderung, weil sie den Erwartungen der Patienten nicht entsprechen können und auf Übersetzer und Vermittler angewiesen sind. Viele Probleme werden kulturellen Unterschieden zugerechnet, obwohl die Patienten am Lebensende eher allgemeine Bedürfnisse formulieren.Die Palliativversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund findet häufig ohne spezifische Kenntnisse der Migrationsbiografie statt. Um den politischen und sozialen Einflüssen gerecht zu werden, bedarf es einer Unterstützung, die die Migrationsbiografie berücksichtigt.
Databáze: OpenAIRE