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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Menschen im Sterbeprozess besonders stark mit existentiellen Themen auseinandersetzen, ob anthropologische Annahmen sinnvoll medizinpsychologisch operationalisierbar sind und ob die empirischen Ergebnisse dem Konzept der „Antizipatorischen Daseinsverabschiedung“ (5 Dimensionen mit je 2 Faktoren) Plausibilität verleihen. Methodik: In einer naturalistisch, prospektiv und vergleichend angelegten Studie wurden drei Teilstichproben verglichen: Bewohnerinnen von Heimeinrichtungen ohne eine Krankheit zum Tode (n=60); Patientinnen einer Palliativstation (n=60) und Gäste eines Hospizes (n=63). Neben dem eigens generierten Fragebogen zur „Antizipatorischen Daseinsverabschiedung“ wurden klinische Variablen aus der Anamnese und anhand psychometrischer Instrumente untersucht (Big Five Inventory- BFI-10; Psychoonkologische Basisdokumentation – PO-BaDo). Die Untersuchung des Verteilungsmusters der metrischen Variablen erfolgte mit Shapiro-Wilk-Test. Die Gruppenvergleiche erfolgten mit Mann-Whithney-U-Test, die Effektstärke mit Cohens d. Assoziationen zwischen den Dimensionen des Konstruktes „Antizipatorische Daseinsverabschiedung“ und klinischen Variablen erfolgte mittels logistischer multivariater Regressionen und linearer multivariater Regressionen (unter Einsatz von Bootstrapping und Propensity Scores). Ergebnisse: Der Vergleich der Probandinnen von Hospiz und Palliativstation zeigte keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Auseinandersetzung mit den in den Dimensionen des Konstruktes abgebildeten existentiellen Themen. Diese zwei Teilstichproben, zusammengenommen als Sterbende, zeigten eine statistisch signifikante intensivere Auseinandersetzung mit den beschriebenen Dimensionen im Vergleich zur Teilstichprobe der Gruppe der Heimbewohnerinnen. Sterbende zeigen in den multivariaten Regressionsmodellen eine stärkere Auseinandersetzung mit der Dimension der „Selbsttranszendenz“ und mit dem dazugehörigen Faktor „Permanenz“; gleiches trifft auch für die Dimension der „Daseinsversöhnung“ mit den zwei Faktoren „Daseinserfüllung“ und „Friede“ zu. In allen drei Modellierungen zeigen Sterbende einen höheren Grad der Auseinandersetzung mit der Dimension des „Ablaufs der Daseinszeit“ und in dem dazugehörigen Faktor „Abschied“; das trifft auch für die Auseinandersetzung mit der Dimension der „Altruistischen Sorge“ mit den Faktoren „Hinterlassenschaft und Nächstenliebe“ zu. Sterbende weisen hinsichtlich der Dimension „Ringen um Akzeptanz“ in den multivariaten linearen Regressionsmodellen einen höheren Grad der Auseinandersetzung auf als Heimpatientinnen. Hinsichtlich der Gütekriterien des untersuchten Fragebogens zeigen sich eine gute Objektivität, eine vertretbare Reliabilität und eine ausreichende divergente Validität. |