Die Tötungsfrage in der Tierschutzethik
Autor: | Luy, Jörg-Peter |
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Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 1998 |
Předmět: | |
Popis: | Intro Inhaltsverzeichnis Einleitung Definitionen Argumentationen I Argumentationen II Argumentationen III Epikur vs. Schweitzer vs. Nelson (oder: Was ist schlecht,schlimm,böse) Wertobjektivismus vs. Wertsubjektivismus Kontraktualismus vs. Gleichheitsgrundsatz (oder: Wie lassen sich moralische Urteile und durch sie motivierte Handlungen erklären?) Vorschlag zu einer vernunftgemäßen Auflösung der Tötungsfrage Zusammenfassung Summary Literaturliste Lebenslauf Vor circa zwanzig Jahren wird die Frage, ob der Mensch Tiere töten darf, durch den Australier Peter Singer neu formuliert. Seines Erachtens ist es für ein klares Verständnis dieser Frage notwendig, sie in zwei − aus philosophischer Sicht unabhängige − Problemfelder aufzuteilen: das Problem der Leidenszufügung und das Problem der Lebensbeendung (= Tötungsfrage). Singers Neuformulierung dieses alten Problems hat sich allgemein durchgesetzt. Aus diesem Grund wird die Tötungsfrage seit circa zwanzig Jahren in der Tierschutzethik diskutiert, während die weitergehende Frage, ob der Mensch Tiere töten darf, bereits seit Jahrtausenden umstritten ist. Die Tötungsfrage ist die abstrakte Frage, ob die Lebensbeendung bei Tieren − die Problematik der oft damit verbundenen Beeinträchtigung des Wohlbefindens außer acht lassend − moralisch zulässig ist. Die Tötungsfrage betrifft also alle Tiertötungen. Möchte man sich jedoch einen konkreten Fall vorstellen, dessen moralische Bewertung ausschließlich von der Tötungsfrage abhängt, dann denke man an eine Tiertötung, die zwar das Bewußtsein beendet, jedoch bei keinem direkt oder indirekt beteiligten Wesen das Wohlbefinden beeinträchtigt solange dieses eben dauert. Wegen Problemen bei der tierschutzrechtlichen Beurteilung der Tiertötung hat der Gesetzgeber der Bundesrepublik Deutschland die ethische Klärung der Tötungsfrage gefordert. Dazu möchte diese Arbeit einen Beitrag leisten. Sie schafft einen Überblick über die verschiedenen philosophischen Bewertungen, die in den letzten zwanzig Jahren zur Tötungsfrage formuliert worden sind, und ergänzend auch über historische Argumentationen zur Tiertötung, soweit diese für eine tierschutzrechtliche Umsetzung geeignet erscheinen. Alle Argumentationen werden Schritt für Schritt analysiert, auf ihre (axiomatischen) Postulate zurückgeführt und, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, in einheitlicher Weise zusammengefaßt. Schlußfolgerungsfehler werden, soweit vorhanden, bereits in der Argumentationsanalyse bezeichnet. Es stellt sich heraus, daß die zugrundegelegten Postulate je einer Argumentation den zugrundegelegten Postulaten anderer Argumentationen widersprechen. Weil Postulate letztlich unbeweisbar sind, verlagert sich so die Problematik der Tötungsfrage auf die Auswahl geeigneter Postulate. Die von den verschiedenen Philosophen vorgeschlagenen Postulate werden jeweils vergleichend diskutiert und hinsichtlich ihrer Eignung für die Tötungsfrage bewertet. Im Kern geht es dabei um folgende Fragen: Was ist schlecht, schlimm, böse? − Ist es sinnvoll, zu behaupten bestimmte Dinge seien objektiv wertvoll bzw. gut, unabhängig davon, ob und in welchem Maße sie einem Subjekt wertvoll bzw. wünschenswert erscheinen? − Wie lassen sich moralische Urteile und durch sie motivierte Handlungen erklären? Paradoxerweise erweisen sich mehrere historische − jedoch keine der modernen − Argumentationen hinsichtlich der damals noch nicht expressis verbis formulierten Tötungsfrage als plausibel: Hermarchos, Spinoza, Kant, Schopenhauer, von Hartmann. Diese Argumentationen haben jedoch alle den Nachteil, die − seinerzeit noch nicht ausdrücklich gestellte − Tötungsfrage nur beiläufig, und deswegen nicht völlig befriedigend, zu beantworten. Außerdem gilt der Status, den diese Philosophen (bis einschließlich Kant) Tieren generell in der Moral zuweisen, heutzutage als veraltet und inakzeptabel. − Die Argumentationen, die seit der Formulierung der Tötungsfrage entwickelt wurden, fußen allesamt auf unplausiblen Postulaten. Der Verfasser bemüht sich daher um eine eigene, zeitgemäße, der Tötungsfrage angemessene Argumentation. Dieser Vorschlag versucht alle plausiblen Ideen, die zu dieser Frage geäußert wurden, zu berücksichtigen. Neu an diesem Vorschlag ist vor allem, daß er die seit Jahrtausenden bestehende Unsicherheit der Moralphilosophie in dieser Frage darauf zurückführt, daß das dem Menschen zur Verfügung stehende moralische Bewertungsverfahren nicht auf die Tötungsfrage anwendbar ist. Die angst− und schmerzlose Tiertötung (ohne Einbeziehung Dritter), als konkretes Beispiel für das abstrakte Problem der Tötungsfrage, ist aus diesem Grund weder wünschenswert noch unmoralisch sondern unerwarteterweise ohne moralischen Status. Infolgedessen sollte sie eigentlich weder gefördert noch verboten werden. Es scheint indirekt jedoch trotzdem geboten zu sein, die Legalität der Tiertötung vom Vorhandensein eines "vernünftigen Grundes" abhängig zu machen. About twenty years ago the Australian philosopher Peter Singer replaced the traditional question whether humans are allowed to kill animals by two new questions: the question of killing and the question of suffering. He is convinced that this approach, to consider the issue of killing animals in isolation from the infliction of suffering, is necessary for a clear philosophical understanding of the separate issues involved. Singers proposal is accepted worldwide now. So international philosophy has been discussing the ´question of killing´ in the ethics of animal protection for about twenty years, while the traditional question whether humans are allowed to kill animals is much older. The question of killing is the abstract question if - in isolation from the question of suffering - finishing an animal´s life is moral. So the question of killing can be raised for every single case of an animal killed by man. The moral evaluation of a killing without suffering (of all directly and indirectly involved beings) concerns just the question of killing; for example, an experiment in which the animal is made unconscious by an anesthetic prior to the experiment being performed and is then killed before it regains consciousness. Because the legislation is troubled by the still unanswered question of killing the government of the Federal Republic of Germany has demanded to search for a solution. This thesis has been written with the intention to be a helpful part of this search. There is a summary of all philosophical ideas (concerning the question of killing) published during the recent twenty years. In addition historic ideas touching the question of killing are discussed if they fulfill the condition to be in principle transformable into democratic law. All arguments are analysed step by step and then standardized to make their comparison easier. Postulates and possible fallacies are marked. As a result one can see that the postulates of one argument are incompatible with the postulates of an alternative argument. - Because postulates are finally unprovable the main emphasis is so put on the selection of the most plausible postulates. To evaluate the plausibility of alternative postulates (suggested by different philosophers) these are each discussed in comparison. - The alternatives result from different answers to three questions: What needs to be called bad? - Is it reasonable to talk about inherent value (inherent worth) independently of conscious beings evaluating the things? - What is the best explanation for moral sentences and moral behaviour? The result is a paradox. The most plausible postulates are found in the ancient arguments, although the question of killing was not understood in the modern way. Hermarchos, Spinoza, Kant, Schopenhauer and von Hartmann are close to a satisfactory solution. All arguments however published since Singer raised the question of killing are build on low-quality postulates. This thesis tries to draw a plausible conclusion from all the collected information. New is in particular the idea that the philosophical uncertainty about the question of killing follows from an inadequacy of the human ability to make moral evaluations for the problem in question. The killing of animals without any signs of fear or suffering (shown by the animals involved) is neither moral nor immoral but unexspectedly without a moral status. So it actually should neither be promoted nor prohibited. Indirectly however it seems to be advisable anyway to prohibit the killing of animals without reasonable excuse. |
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