Der Geriatrie-Check der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft als Instrument zur Identifikation geriatrischer Patienten in der Notaufnahme

Autor: Gerhard, Tobias
Přispěvatelé: Denkinger, Michael, Walcher, Daniel
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2021
Předmět:
Popis: Hintergrund: Die Identifikation geriatrischer Patienten wird als Schlüssel zur patienten- und bedarfsgerechten Versorgung anerkannt. Mit Hilfe des Geriatrie-Checks, welcher im Zuge des Geriatriekonzepts Baden-Württemberg als Expertenkonsensus entwickelt wurde, soll sowohl die Identifikation eines geriatrischen Patienten in der Notaufnahme als auch die Entscheidung hinsichtlich eines daraus resultierenden Behandlungsbedarfs gelingen. Ziel der Studie: Evaluierung sowie Bestimmung der prädiktiven und konvergenten Validität der Screening-Ergebnisse des Geriatrie-Checks im Hinblick auf eine Veränderung vorab definierter, primärer Studienendpunkte (Barthel-Index, Wohnform und Pflegestufe). Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie in der Notaufnahmestation des Universitätsklinikums Ulm konnten im Zeitraum zwischen November 2015 und April 2016 Patienten >70 Jahre rekrutiert werden. Neben der Durchführung des Geriatrie-Checks und des Identification Of Seniors At Risk (ISAR) - Tools wurden weitere geriatrietypische Assessment-Indizes sowie die ärztliche und pflegerische Einschätzung zum geriatrischen Status des Patienten einerseits bei Aufnahme, als auch im klinischen Verlauf erfasst. Ein Drittkontakt zur Reevaluation primärer und sekundärer Endpunkte erfolgte im Follow-up über die nächsten Angehörigen und den Hausarzt nach etwa 4-6 Monaten. Abschließend wurden Regressionsanalysen zur Prüfung des Einflusses einzelner Variablen durchgeführt sowie die Korrespondenz zum ISAR bestimmt. Ergebnisse: Insgesamt konnten 146 Patienten (medianes Alter 79,8 Jahre; Männer 49,3%) eingeschlossen werden. Davon wurden 107 (73,3%) Probanden laut Geriatrie-Check, 117 (80,1%) nach ISAR als geriatrisch identifiziert. Verglichen zu nicht-geriatrischen Patienten waren diese Studienteilnehmer im Durchschnitt älter (81,0 vs. 77,4 Jahre), nahmen zu Studienbeginn eine erhöhte Anzahl an Dauermedikamenten ein (Median: 7,0 vs. 5,0) und hatten im Verlauf einen verlängerten Krankenhausaufenthalt (Median: 6,5 vs. 5,0 Tage). Auch zeigten diese Probanden zusätzlich Auffälligkeiten im weiteren geriatrischen Assessment (niedrigerer Barthel-Index (Median: 95 vs. 100); erhöhter Informant Questionnaire on cognitive decline (IQCode) Score (Median: 3,3 vs. 3,1); Institutionalisierung (Median: 17 vs. 1); größeres Risiko für Malnutrition und Delir). Bezogen auf eine negative Veränderung primärer Studienendpunkte erzielt der Geriatrie-Check im Vergleich zum ISAR ähnliche Ergebnisse. Beide Tests waren sehr sensitiv bei gleichzeitig geringer Spezifität. Ärztliche und pflegerische Einschätzung waren hinsichtlich der Spezifität jedoch überlegen. Weiterhin konnte im Follow-up mit Hilfe der Regressionsanalysen eine deutliche Assoziation der Variablen „Patientenalter bei Aufnahme“ sowie „positive Identifikation durch den Geriatrie-Check“ zu einer Verschlechterung oben genannter Endpunkte festgestellt werden. Diskussion und Schlussfolgerung: Der Geriatrie-Check erwies sich also in der vorliegenden Untersuchung als durchaus gut in den klinischen Alltag integrierbares und praktikables Assessment-Verfahren zur Identifikation geriatrischer Patienten in der Notaufnahme. Die alleinige Durchführung des Teilabschnitts A zeigte sich jedoch wenig zielführend. Patienten, welche laut Geriatrie-Check als „geriatrisch“ identifizierten wurden, unterscheiden sich im Follow-up deutlich in mehreren relevanten Punkten von den „nicht geriatrischen“ Probanden und konnten so als Risikogruppe konstatiert werden. Durch seine hohe Sensitivität hinsichtlich einer Veränderung des funktionellen Outcomes der Patienten bestätigte sich dieser als sinnvolle Alternative zu bisher angewandten Instrumenten. Als Screening-Verfahren entwickelt, ist der Test jedoch, vergleichbar dem ISAR, wenig spezifisch und der klinischen Bewertung durch Arzt oder Pflege unterlegen. Dementsprechend wäre ein Algorithmus aus Screening-Instrument mit konsekutiver ärztlicher oder pflegerischer Einschätzung zu empfehlen. Um zu überprüfen, ob sich der Geriatrie-Check abschließend für eine sinnvolle Allokation weiterer Ressourcen im klinischen Setting eignet, sollten zusätzliche randomisierte Studien an einer größeren Kohorte durchgeführt werden.
Databáze: OpenAIRE