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Diese Studie hatte zum Ziel, zu untersuchen, inwieweit sich Parameter des sympathischen und parasympathischen Nervensystems bei Müttern und ihren Kindern im Verlauf des Fremde-Situations-Tests (FST) in Abhängigkeit von der Bindungsrepräsentation der Mutter, welche mithilfe des Adult Attachment Projective (AAP) ermittelt wurde, verändern. So sollten auch die transgenerationalen Auswirkungen von Bindung der Mutter auf die autonomen Regulationsmöglichkeiten des Kindes untersucht werden. In dieser Arbeit wurde der Schwerpunkt auf die Trennungsepisoden des FSTs gelegt. Hierfür wurden Daten von jeweils 150 Müttern verschiedener AAP-Bindungskategorien und ihren 12 Monate alten Kindern ausgewertet, welche im Rahmen der Studie „Meine Kindheit - Deine Kindheit“ im Zeitraum von Juni 2013 bis Dezember 2016 am Universitätsklinikum Ulm erhoben wurden. Neben der Herzfrequenz (HF), wurden die Präejektionsperiode (PEP) und die Linksventrikuläre Ejektionsperiode (LVET) als Vertreter des sympathischen, sowie die Respiratorische Sinusarrhythmie (RSA) als spezifisch parasympathischer Parameter untersucht. Die Messungen der ANS-Parameter erfolgten während des FST, welcher als standardisierte Methode zur Erfassung des Bindungsverhaltens von Kindern als auch der Mutter-Kind Bindung dient. Der Test, bei welchem es zu einer graduellen Annäherung der Fremden Person an das Kind kommt, erstreckt sich über 8 Episoden und zeichnet sich durch eine durchschnittliche Dauer von 20 Minuten aus. Die Bindungskategorie der Mutter wurde mithilfe des AAPs erfasst, bei welchem der Probandin 8 Umrisszeichnungen gezeigt wurden und anschließend das Narrativ zu den Bildern von speziell geschultem Personal nach bestimmten Markern ausgewertet wurde. Die 150 Mütter wurden gemäß des AAP in vier verschiedene Bindungskategorien eingeteilt: sicher-autonom (F), unsicher-distanziert (Ds), unsicher-präokkupiert (verstrickt) (E) und unverarbeitetes Trauma (U). Letztere Bindungskategorie lässt sich auch als desorganisierter Bindungstyp klassifizieren. Danach erfolgte die statistische Auswertung der Daten mittels der Statistical Software for the Social Sciences (SPSS). Es zeigte sich, dass sich insbesondere die ANS-Werte der desorganisiert gebundenen Mütter im Verlauf von den anderen Kurven absetzten. Gleiches galt für deren Kinder. So wiesen desorganisiert gebundene Mütter eine gesteigerte Sympathikusaktivierung und eine verminderte 81 Parasympathikusaktivierung im Vergleich zu den anderen Müttern auf. Ihre Kinder zeigten eine verkürzte PEP, was für eine erhöhte Sympathikusaktivierung spricht, sie wiesen jedoch auch eine erhöhte Parasympathikusaktivierung auf, welche besonders bedeutsam ist, um mit Menschen in Kontakt zu treten und Bindungen aufzubauen. Ferner zeigten sich signifikante Unterschiede der ANS-Parameter bei der gesamten Gruppe der Mütter (und Kinder) in den Trennungsepisoden im Vergleich zur vorherigen Episode. Signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen AAP-Gruppen, zeigten sich bei der PEP in beiden Trennungsepisoden zwischen Müttern der Gruppe U und F und U und E. Mütter der Gruppe U wiesen hier eine höhere Sympathikusaktivierung auf. Bei den Kindern zeigten sich in den Trennungsepisoden keine signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Gruppen, welche mithilfe der AAP-Bindungskategorien der Mutter eingeteilt wurden. Diese Ergebnisse könnten darauf hinweisen, dass insbesondere bei desorganisiert gebundenen Müttern der Bindungstyp starke Einflüsse auf das Autonome Nervensystem hat und die Bindung der Mutter im Hinblick auf die Trennungsepisoden, insbesondere bei der PEP eine Rolle spielen könnte, da sich hier signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen AAP-Kategorien zeigten. |