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Die Industrie in Europa und insbesondere in Deutschland ist auf den Import von Kohlenwasserstoffen als Energieträger und Rohstoff, Industriemineralen, metallischen Rohstoffen sowie Halberzeugnisse angewiesen. Der Bedarf kann, bis auf wenige Ausnahmen, weder durch heimische Produktion noch durch inländische Kreislaufwirtschaft gedeckt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Herausforderungen es bei der Rohstoffversorgung für den Wirtschaftsstandort Deutschland gibt. Des Weiteren ist von Interesse, wie die Stellung Deutschlands im internationalen Vergleich wahrgenommen wird. Mittels Experteninterviews wurden 34 Experten aus Unternehmen der Exploration und Produktion sowie der Rohstoffverarbeitung, aus Industrie- und Naturschutzverbänden, Wissenschaft, Landesbergbehörden und Ministerien zu ihrer Sicht befragt. Die Studie gibt ein Stimmungsbild aus dem Jahr 2021 wieder, das bereits von der COVID-19-Pandemie geprägt war, jedoch nicht in Betracht zog, dass ein Krieg in Europa die Rohstoffversorgung für Deutschland nochmals beeinträchtigen könnte. Neben 27 Herausforderungen, denen die Experten in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich in Bezug auf die Rohstoffversorgung begegnen, äußerten sie sich ebenso zur Rolle des Staates und definierten Forderungen an diesen. Auch wenn Rohstoffförderpotentiale in Deutschland vorhanden sind, schätzen einige Experten u.a. aufgrund der immer weiter sinkenden Akzeptanz in der Bevölkerung, die Lage für die heimische Förderung als eher pessimistisch und die Bergbaubranche als Auslaufmodell ein. Außerdem wird die differenzierte Position Deutschlands bei der Rohstoffversorgung im internationalen Vergleich zu weiteren führenden Industrienationen als beunruhigend angesehen. Als besonders hinderlich erachten die Experten die Dauer der Genehmigungsverfahren für Rohstoffförderprojekte, den Fachkräftemangel und die Interessenskonflikte verschiedener Akteure. Jedoch werden das vorhandene Fachwissen sowie technische Innovationen als Maßnahmen zur Weiterentwicklung und Erhalt der Branche und folglich als Basis einer resilienten Rohstoffversorgung für die deutsche Industrie gesehen. In Bezug auf die Rolle des Staates sprachen die Experten sich für mehr staatliche Unterstützung bei der heimischen Rohstoffförderung, bei Auslandstätigkeiten von deutschen Unternehmen, wie auch für eine stärkere Einbindung des Themas in die Außen- wie Innenpolitik aus. |