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Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind entscheidend für seine weitere Entwicklung. Während dieser Zeit wird die Basis für all die Lebenskompetenzen gebildet, die für ein gelingendes Leben von Bedeutung sind und die einem Menschen ermöglichen, angemessen mit Herausforderungen umzugehen, die das Leben stellt. Umgekehrt beeinträchtigt chronischer Stress durch Gewalt oder emotionale Vernachlässigung die Entwicklung eines Menschen nie stärker als in der ersten Lebensphase – mit verheerenden Folgen für seine psychische und körperliche Entwicklung, sein Sozialverhalten, so wie seinen beruflichen Erfolg. Obwohl die meisten Kinder in günstigen Verhältnissen aufwachsen, gibt es eine bedeutende Zahl von Familien, denen es aus unterschiedlichen Gründen nicht gelingt, die emotionale Zuwendung, Sicherheit und Anregung bereitzustellen, die ein kleines Kind braucht. Bei diesen Familien ist es von zentraler Bedeutung, dass ihre Notlage möglichst früh erkannt wird und sie eine ressourcenorientierte Unterstützung erhalten. Das Ziel muss sein, die negativen Auswirkungen der schwierigen familiären Situation für die Kinder zu minimieren und weitergehende Massnahmen im Bereich des Kindesschutzes (z. B. eine Fremdplatzierung) nach Möglichkeit unnötig zu machen. Österreich verfolgt seit 2015 mit seiner nationalen Frühen Hilfen-Strategie das Ziel, mehrfach belastete Familien möglichst früh zu erreichen und sie mit einer auf Vertrauen basierenden längerfristigen Begleitung dabei zu unterstützen, ihren Kindern die Bedingungen zu bieten, die sie für ein gesundes und altersgerechtes Aufwachsen brauchen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in allen Bundesländern regionale Netzwerke gebildet, in die möglichst alle Akteure/-innen im Frühbereich einbezogen werden. Wenn diese Fachleute im Rahmen ihrer Tätigkeit (z. B. als Kinderärztin oder Sozialarbeiter) auf Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf aufmerksam werden, können sie diese Familien auf das institutionalisierte Unterstützungsangebot hinweisen und ihre Daten – mit dem Einverständnis der Familie – an die Begleitungsstelle weitergeben. Diese Stelle nimmt in der Folge mit der Familie Kontakt auf, klärt den Unterstützungsbedarf und führt die Begleitung durch, in deren Rahmen der Familie die unter- schiedlichen Angebote im Frühbereich zugänglich gemacht und bei Bedarf Helferkonferenzen organisiert werden. Im Rahmen dieser Vorstudie wird geprüft, wie Netzwerke im Frühbereich in der Schweiz und im Ausland, im Vergleich zu den österreichischen «Frühen Hilfen», fachlich und strukturell gestaltet sind. Um diese Frage zu klären, wurden 18 Netzwerke analysiert und in Kooperation mit 20 Fachverbänden eine Onlinebefragung zur wahrgenommenen und gewünschten Vernetzung im Frühbereich durchgeführt. Weiter wurden in drei der vier Schweizer Sprachregionen Workshops mit Vertretenden der Fachverbände durchgeführt um zu erörtern, wie ein auf die Schweizer Verhältnisse ausgerichtetes Modell für die familienzentrierte Vernetzung im Frühbereich aussehen könnte. In vier weiteren Workshops wurde in drei Kantonen (Tessin, Fribourg, Uri) und der Stadt Basel mit den dort tätigen Fachpersonen und Vertretenden aus Politik und Verwaltung diskutiert, was es brauchen würde, um die dort installierten institutionellen Netzwerke um den Aspekt einer systematischen Früherkennung und Begleitung von Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf zu erweitern. Die Vorstudie zeigt, dass in der Schweiz eine grosse Vielfalt von institutionellen Netzwerken im Frühbereich besteht, dass die Früherkennung und Begleitung von Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf aber nicht mit der gleichen Intensität angeboten wird, wie dies bei den «Frühen Hilfen» in Österreich sowie bei den Netzwerken in Deutschland, Frankreich und Ontario/Kanada der Fall ist. Anders als in diesen Ländern gibt es in der Schweiz keine nationale Strategie der familienzentrierten Vernetzung im Frühbereich und auch keine nationalen Zentren, welche die Vernetzungsbemühungen in den Regionen strukturell und mit Begleitforschung unterstützen. Entsprechend sind die gesetzlichen, finanziellen und qualitätsbezogenen Rahmenbedingungen der Schweizer Netzwerke deutlich heterogener und weniger weit entwickelt als in den anderen Ländern, obwohl die befragten Fachleute die Vernetzung und interprofessionelle Kooperation im Frühbereich als sehr wichtig einschätzen. Da eine nationale Strategie für eine nachhaltige Systematisierung der familienzentrierten Vernetzung im Frühbereich angesichts des eidgenössischen Föderalismus aktuell kaum möglich erscheint, wird den Kantonen und den Gemeinden mit Blick auf die wissenschaftliche Evidenz und die Ergebnisse aus dieser Vorstudie empfohlen, ihre Anstrengungen im Bereich der familienzentrierten Vernetzung deutlich zu verstärken.   |