Entnahmemorbidität mikrovaskulärer Fibulatransplantate

Autor: Sonnabend, Elke
Rok vydání: 2019
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DOI: 10.17169/refubium-2588
Popis: Sowohl das mikrovaskuläre Fibulatransplantat als auch das mikrovaskuläre Becken-kammtransplantat haben sich in der rekonstruktiven Chirurgie des Ober- und Unterkie-fers etabliert und bewährt. Diese Möglichkeit der kaufunktionellen und ästhetischen Rehabilitation durch autologe Transplantate bietet einen großen Vorteil für die Patien-ten, geht aber gleichzeitig mit einer Entnahmemorbidität einher. Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Vergleich der Entnahmemorbidität im Rahmen von mikrovaskulären Fibulatransplantaten an Hand des Patientengutes der Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow – Klinikum (n=34) im Vergleich zu der in der Literatur beschriebenen Entnahmemorbidität von Fibula- und Becken-kammtransplantaten. An Hand einer klinischen Untersuchung der Patienten erfolgte die Erfassung der Langzeitmorbidität. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden mit Ergebnissen von Studien in der Literatur zur Entnahmemorbidität von mikrovaskulären Fibula- und Beckenkammtransplantaten verglichen. Die häufigste Komplikation nach Fibulatransplantatentnahme waren perioperative Wundheilungsstörungen und kurzfristige Schmerzen, weitere Komplikationen waren das Auftreten einer Großzehenheberschwäche und/oder die Ausbildung einer Kral-lenzehe. Nach Beckenkammtransplantatentnahme wird in der Literatur vor allem über das Auf-treten von ausgeprägten Hämatomen und Seromen berichtet, des Weiteren sind Herniation und persistierende Schmerzen weitere Komplikationen. Optisch sichtbare Gangstörungen waren bei 14,7 % der untersuchten Patienten nach Fibulatransplantatentnahme zu beobachten. Aber nur 5,9 % aller Patienten gaben auf Befragung nach ihrem subjektiven Empfinden an, Einschränkungen bei Freizeitaktivi-täten zu haben. Starke persistierende Schmerzen traten in unserer untersuchten Gruppe nicht auf, 26,5 % der untersuchten Patienten berichten über leichte bis mittelmäßige Schmer-zen. Literaturwerte über Häufigkeitsangaben für das Auftreten persistierender Schmerzen aus Studien nach Beckenkammtransplantatentnahme liegen zwischen 4 – 49 %. Vergleicht man die Parameter Schmerz, Gefühlsstörungen, Funktionseinschränkun-gen und Gangabweichungen mit den Daten zu Beckenkammtransplantaten aus der Literatur, scheint das Fibulatransplantat dem Beckenkammtransplantat überlegen zu sein. Besonders bemerkenswert erscheint, dass 91,2 % der untersuchten Patienten zufrie-den bzw. sehr zufrieden mit dem OP-Verlauf waren, dass 94,1 % der befragten Patien-ten die OP Freunden oder Bekannten empfehlen und zwei Drittel der Patienten die OP sogar selbst wiederholen würden. Es bleibt trotzdem schwierig eine generelle Empfehlung für eine Transplantatform auszusprechen, da neben dem Auftreten von Morbiditäten auch die Schwere der Komplikation und die Wahrnehmung durch den Patienten eine große Rolle spielt. Es bedarf zusätzlicher Studien, die die Entnahmemorbidität nach Fibula- und Becken-kammtransplantatentnahme weiter untersuchen und auch die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten näher beschreiben. Stellt man den großen Nutzen dieser Rekonstruktionsmöglichkeiten im Kopf-Hals-Bereich für die Patienten gegenüber, wird die verhältnismäßig geringe Morbidität an der Entnahmestelle deutlich aufgewogen.
The vascularized fibular graft and the vascularized iliac crest graft have been estab-lished and approved in the reconstructive surgery of the maxilla and mandible. The possibility of chewing functional and esthetic rehabilitation by autologous transplants proves highly beneficial for the patients, but is concurrently with a donor site morbidity. The main objective of the current study was to compare the harvesting morbidity of mi-crovascular fibular grafts from the Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Vir-chow – Klinikum (n=34) with the harvesting morbidity of fibula and iliac crest grafts de-scribed in literature. The long-term morbidity was evaluated on the basis of a clinical examination of the patients. The results were compared to results of studies on the harvest morbidity of microvascular fibula and iliac crest transplants in literature. The most frequent complications after fibular graft harvesting proved to be periopera-tive wound healing disorders and short-term pain, other complications involved the occurrence of weakness of the big toe elevator and/or the development of a claw toe. Literature mostly reports on the occurrence of pronounced heamatomas and seromas, herniation and persistent pain after iliac crest harvesting. Optically visible gait abnormality was observed in 14,7 % of the evaluated patients after fibular harvest. Only 5,9 % of all patients declared limitations in leisure activities based on subjective perception. 26,5 % of the investigated patients reported on mild to moderate pain. Values from studies on the frequency of persistent pain after iliac crest grafting identified in litera-ture are between 4-49 %. If one compares the parameters pain, sensation disorders, functional restrictions and gait deviations with the data on iliac crest grafting identified in literature, the fibular graft appears to be superior to the iliac crest graft. 91,2 % of the evaluated patients were satisfied or even very satisfied with the progress of the operation, 94,1 % of the interviewed patients would recommended the operation to friends or colleagues and two thirds would even repeat the operation themselves. Nevertheless, it is difficult to give general advice for a graft form, because in addition to the occurrence of morbidities, the gravity of the complication and the patient’s percep-tion also play a very important role. Additional studies are needed to specify the effects on the patients’ quality of life. Considering the great benefit of these reconstruction possibilities in the head and neck area for patients, the proportionally low morbidity at the site of harvesting is clearly compensated.
Databáze: OpenAIRE