Frühe Sprachbildung in sprachlich heterogenen Spielgruppen: Kurzbericht zum Forschungsprojekt «Mehrsprachige Praktiken von Kindern und Fachpersonen in Spielgruppen» (MePraS)
Autor: | Isler, Dieter, Künzli, Sibylle, Brosziewski, Achim, Kirchhofer, Katharina, Neugebauer, Claudia, Dursum, Betül, Maier, Judith, Hefti, Claudia |
---|---|
Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2020 |
Předmět: | |
DOI: | 10.5281/zenodo.3944440 |
Popis: | Spielgruppen sind fast ausschliesslich in der Deutschschweiz anzutreffen. Während in den Städten und Agglomerationen in den letzten Jahren das Kita-Angebot stark ausgebaut wurde, sind auch Spielgruppen in diesen urbanen Räumen weiterhin präsent und in ländlichen Gemeinden oft das einzige pädagogische Angebot im Frühbereich. Sie richten sich an Kinder ab ca. zweieinhalb Jahre bis zum Eintritt in den Kindergarten. Kinder besuchen Spielgruppen typischerweise während 1-2 Jahren an 1-2 Vormittagen pro Woche während 2-2.5 Stunden pro Vormittag (Isler, Rohde & Kirchhofer, 2016). Spielgruppen unterscheiden sich von Kindertagesstätten u.a. durch kürzere Aufenthaltszeiten ohne Mittagsverpflegung und altershomogenere Kindergruppen. Im Gegensatz zu Kitas und Tagesfamilien fehlen für Spielgruppen gesetzliche Regelungen. Es gibt keine Vorgaben zur Qualifikation von SpielgruppenleiterInnen, keine Aufträge oder Curricula zur Spielgruppenarbeit, keine Standards für die Rahmenbedingungen von Spielgruppen und keine öffentlich legitimierten Aus- und Weiterbildungseinrichtungen. Der Schweizerische SpielgruppenleiterInnenverband SSLV engagiert sich stark für die Professionalisierung von Spielgruppen, die Zuständigkeiten liegen aber nach dem Subsidiaritätsprinzip bei jeder einzelnen Gemeinde, so dass eine kohärente Weiterentwicklung der Spielgruppen kaum möglich ist. Spielgruppen sind in vielen Gemeinden de facto auf sich gestellt, viele SpielgruppenleiterInnen sind AlleinunternehmerInnen und müssen sich in Konkurrenzsituationen behaupten. In starkem Kontrast zum geringen Engagement der öffentlichen Hand erwartet die Bildungspolitik zunehmend, dass Spielgruppen erhebliche Leistungen in den Bereichen der Integration und der Deutschförderung von Kindern aus zugewanderten Familien erbringen. Es wird gefordert, dass Kinder beim Eintritt in den Kindergarten bereits soziale Erfahrungen mit Kindergruppen ausserhalb der Familie mitbringen und sich im Alltag auf Deutsch verständigen können. Für die Integrations- und Deutschförderung werden Mittel bereitgestellt und Programme entwickelt, die auch von Spielgruppen genutzt werden können. Da im Spielgruppenfeld aber öffentliche Gremien fehlen, die solche Massnahmen koordinieren und ihre Qualität überprüfen, besteht heute eine Vielfalt an mehr oder weniger fundierten sich widersprechenden oder konkurrierenden Ansätzen und Angeboten. Zudem hat sich unter dem politischem Handlungsdruck eine starke Tendenz zu Sprachförderspielgruppen durchgesetzt, die sich gezielt an Kinder wenden, die zuhause kein Deutsch sprechen. Solche Angebote verstärken die ohnehin schon bestehende soziale Segregation und isolieren die Deutsch lernenden von den bereits Deutsch sprechenden Kindern. Diese Entwicklungen haben das Spielgruppenfeld verändert und viele SpielgruppenleiterInnen verunsichert. Um den hohen Erwartungen zu entsprechen, orientieren sie sich an Modellen, Programmen und Materialien zur frühen Deutschförderung, die oft von kommerziellen Anbietern stammen, einseitig auf die Vermittlung des deutschen Sprachsystems (Wortschatz und Grammatik) ausgerichtet sind und ein instruktions-und trainingsorientiertes Bildungsverständnis in die Spielgruppe hineintragen. Obwohl Belege für die Wirksamkeit solcher Ansätze fehlen und eine alltagsintegrierte Sprachbildung sowohl der bewährten Spielgruppenpädagogik als auch dem aktuellen Verständnis früher Bildung (Wustmann Seiler & Simoni, 2012) besser entspricht, finden solche Deutschförderprogramme weiterhin grossen Anklang. In dieser Situation wären Bildungsverantwortliche dringend auf gesichertes Wissen zur frühen Sprachbildung in Spielgruppen angewiesen. Inzwischen liegen einige Arbeiten vor, die das pädagogische Handeln der Fachpersonen (Kannengieser, 2015; Vogt et al., 2015; Isler, 2014) und die Entwicklung der Deutschleistungen der Kinder (Grob, Keller & Trösch, 2014) fokussieren. Bislang fehlen aber Studien, die den Spielgruppenalltag als Ganzes und die Situation mehrsprachiger Kinder untersuchen. Mit seiner Ausschreibung zu diesem Thema hat das Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg und der HEP|PH FR die Möglichkeit geschaffen, diese Forschungslücke anzugehen. Im geförderten Projekt «Mehrsprachige Praktiken von Kindern und Fachpersonen in Spielgruppen» wurde diese Aufgabe von einem interdisziplinären Team bearbeitet. Hinweis: Die vollständigen Bibliografien zur hier zitierten Literatur ist direkt dem Bericht zu entnehmen. +repphzhbib2020F |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |