Herrschaftskontrolle durch Öffentlichkeit
Autor: | Johannes Arndt |
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Rok vydání: | 2012 |
Předmět: |
allgemeine Geschichte
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Zdroj: | Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz ISBN: 9783525101087 Herrschaftskontrolle durch Öffentlichkeit: Die publizistische Darstellung politischer Konflikte im Heiligen Römischen Reich 1648-1750 Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz |
DOI: | 10.13109/9783666101083 |
Popis: | Das Mediensystem der politischen Publizistik im frühmodernen Deutschland war keineswegs eine obrigkeitliche Stiftung, sondern entwickelte sich in wechselseitiger Beziehung zu politischen Entwicklungsprozessen zu zunehmender Selbständigkeit. Dabei profitierte es davon, stets auf eigene, am Markt gewonnene Finanzmittel zurückgreifen zu können und von staatlichen Transferleistungen weitgehend unabhängig zu sein. Verleger und Redakteure nahmen das »Agenda-Setting« nach eigenen Kriterien vor, eher vom Nachrichtenwert als von staatlichen Sprachregelungen geleitet. Die Leserschaft bestand zunächst aus der höfischen Machtelite und den werdenden und arrivierten Gelehrten, reichte jedoch schon im 17. Jahrhundert darüber hinaus, wobei die Rezeption durch die Ungelehrten das gesamte 18. Jahrhundert hindurch anwuchs. Der staatliche Zensuranspruch im Reich wurde dabei vielfältig durchlöchert: Zum einen war das Mediensystem grenzübergreifend tätig. Was am einen Ort nicht gedruckt wurde, durfte woanders durchaus erscheinen. Zum anderen waren militärische Entscheidungen ohnehin nicht lange geheimzuhalten. Zum dritten erwartete die Leserschaft allgemein, auch die hochadlige, eine korrekte Berichterstattung und keine offiziellen Lügen. Zum vierten gewöhnten sich die Regierungen an die Presse und fütterten sie mit Nachrichten, sowohl zur eigenen Selbstdarstellung als auch zur Abwehr fremder Ansprüche und Deutungen. Dabei kam dem Mediensystem die Konkurrenz der Machtzentren zugute, sowohl die zwischen den Monarchen als auch die zwischen Kaiser und Reichsständen und zwischen den Adligen jeweils einer Ranggruppe. Keineswegs beschränkte sich die Berichterstattung auf außenpolitische Ereignisse, sondern Konflikte im Reich wurden in zunehmendem Maße Gegenstand der Nachrichten. Das alte Herrschafts-Arcanum wurde dabei »durchlöchert«, Geheimhaltung wurde als Geheimniskrämerei beargwöhnt. Es ging den Regierungen eher darum, offensive argumentative Positionen zu besetzen als die Leserschaft ahnungslos halten zu wollen. Insofern erweiterte sich eine Herrschaftskontrolle durch Öffentlichkeit, die langfristig rationale Kriterien für die Methoden der Herrschaftsausübung entwickelte und dadurch das überkommene transzendentale Verantwortungsmuster von unten nach oben auflöste. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |