Anästhesie und perioperative Immunfunktion

Autor: Ziegenfuss T, Michael Bauer, Hauke Rensing
Rok vydání: 1998
Předmět:
Zdroj: Der Anaesthesist
ISSN: 0003-2417
DOI: 10.1007/s001010050595
Popis: Zusammenfassung Das angeborene (unspezifische) und das erworbene (spezifische) Immunsystem sind unter den Defensiv- und Reparatursystemen des Körpers von zentraler Bedeutung. Schmerz, Streß, nekrotisches Gewebe und eindringende Mikroorganismen haben komplexe Einflüsse auf die Immunantwort des chirurgischen Patienten, die vielfach durch anästhesiologische Maßnahmen – bis weit in die postoperative Phase – moduliert wird. Beispiele hierfür sind die Transfusion von Blut- oder Blutprodukten, aber auch die perioperative Gabe von Dopamin oder Metoclopramid. Persistierender Schmerz geht im Tierexperiment mit Immuntoleranz, Infektanfälligkeit und Tumorprogression einher. Anästhetika beeinflussen dabei über eine Dämpfung der neurohumoralen Streßantwort, aber auch direkt durch Interaktion mit immunkompetenten Zellen die perioperative Funktion des Immunsystems. Eine adäquate Analgesie verbessert die Immunkompetenz des gestreßten Individuums, wobei insbesondere die peridurale und spinale Opioidanwendung günstige Effekte aufzuweisen scheinen. Einzelne Anästhetika wie Etomidat, Propofol oder Thiobarbiturate und auch die Opioide können darüber hinaus – zum Teil jedoch nur bei protrahierter Exposition oder in supraklinischen Konzentrationen – direkt verschiedene Funktionen immunkompetenter Effektorzellen wie Bakterizidie, Proliferation oder Zytokinantwort beeinflussen. Während klinische Studien auf eine Zunahme der Inzidenz nosokomialer Infektionen bei Barbituratsedierung neurochirurgischer Patienten hinweisen, liegen Befunde zum Einfluß des gewählten Anästhesieverfahrens auf die postoperative Inzidenz infektiöser Komplikationen oder eine Tumorprogression im Rahmen onkologischer Eingriffe derzeit nicht vor.
Databáze: OpenAIRE