Nationale Tierseuchenüberwachung: Aktueller Stand und Einsatz der Tankmilchdiagnostik

Autor: M. Engels, Michael Schmid, C. Wunderwald, M. Schorer, Reto Zanoni, H. Schwermer
Přispěvatelé: University of Zurich, Schorer, M
Rok vydání: 2012
Předmět:
Zdroj: Schweizer Archiv für Tierheilkunde. 154:493-495
ISSN: 1664-2848
0036-7281
Popis: Die Tankmilchdiagnostik ist ein wichtiges und sehr effi zientes Instrument zur Untersuchung und Uberwachung von Krankheitserregern in der Rinderpopulation. Das Erregerspektrum reicht von Viren und Bakterien bis zu parasitischen Wurmern. In Skandinavien wird die Tankmilchuntersuchung bereits seit Mitte der 80er Jahre erfolgreich zur Ausrottung und Uberwachung der infektiosen bovinen Rhinotracheitis (IBR) und der enzootischen bovinen Leukose (EBL) genutzt. Auch in Grossbritannien spielt die Tankmilchdiagnostik eine integrale Rolle im nationalen Kontrollprogramm, etwa bei EBL oder der Rinderbrucellose (Pritchard, 2001). In der Schweiz wurde die serologische Milchuntersuchung wahrend des IBRAusrottungsprogramms in den 80er Jahren eingefuhrt, obschon damals aufgrund der geringeren Empfi ndlichkeit nur die Untersuchung von Milchmischproben von hochstens funf Tieren moglich war (Riggenbach, 1998). In den letzten Jahren wurden die Testsysteme laufend verbessert und mittlerweile konnen Sammelgemelke von mehreren Hundert Einzeltieren analysiert werden. So kann die Gesamtzahl der Probenentnahmen erheblich reduziert werden. 2007 erfolgte die aktive Bluetongueuberwachung der Rinderpopulation mittels Milchserologie (Chaignat et al., 2010). Eine wichtige Voraussetzung fur die Verwendung von Milchproben als Untersuchungsmaterial ist die Tatsache, dass zwischen der Antikorperkonzentration im Blut und jener in der Milch eine Korrelation besteht (Pritchard et al., 2002). Fur die Diagnostik infektioser Krankheiten in Tankmilchproben ist ausserdem vorteilhaft, dass im Allgemeinen mehrere Kuhe einer Herde infi ziert werden und Antikorper ausscheiden. Der Antikorpernachweis mittels Tankmilchdiagnostik kann sich aber auch zur Erfassung des Pravalenzniveaus innerhalb eines Betriebes eignen, da eine Korrelation zwischen Antikorpergehalt der Tankmilch und Anzahl infi zierter Kuhe besteht (Niskanen, 1993). Weiter kann die Tankmilchdiagnostik auch fur die Uberwachung von seuchenfreien Gebieten im Rahmen der Aufrechterhaltung der Seuchenfreiheit genutzt werden. In diesem Fall ist das Ziel der Tankmilchdiagnostik, ein aktives Infektionsgeschehen auf den untersuchten Betrieben ausschliessen zu konnen. Bei vorher durchgefuhrten Impfkampagnen oder hoher Seropravalenz – wie bei boviner Virusdiarrhoe (BVD) in der Schweiz vor der Bekampfung – ist die Tankmilchdiagnostik jedoch nicht geeignet, infi zierte von nicht infi zierten Betrieben zu unterscheiden (Zimmerli et al., 2009). Neben der Tierseuchenuberwachung kann die Tankmilchdiagnostik auch zur Uberprufung der Milchqualitat auf Mastitiserreger oder zur Erstellung von Pravalenzstudien von Krankheitserregern eingesetzt werden. Das Verfahren kann nicht nur bei Kuhmilch, sondern auch fur die Untersuchung von Ziegenund Schafmilch verwendet werden. So wurden vor Kurzem Studien uber den Antikorperund Erregernachweis der caprinen Arthritis Enzephalitis (CAE) und anderer Lentiviren der kleinen Wiederkauer publiziert (Brinkhof et al., 2010; Barquero et al., 2011).
Databáze: OpenAIRE