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Der Beitrag ist die redaktionell leicht uberarbeitete Fassung eines Aufsatzes zu einer qualitativen Paneluntersuchung uber alltagliche Lebensfuhrung in Ostdeutschland (Weihrich 1998). Es wird gezeigt, das in einer Gesellschaft im Umbruch, in der nichts mehr sicher scheint, die etablierte alltagliche Lebensfuhrung uberraschenderweise aufrechterhalten wird und — so die These — die Auseinandersetzung mit neuen Situationen anleitet. Dies wird anhand von wiederholten Interviews mit drei Industriearbeitern exemplifiziert, die im selben Betrieb arbeiteten und sich zum Zeitpunkt des ersten Interviews in Null-Stunden-Kurzarbeit befanden. Es wird rekonstruiert, wie deren alltagliche Lebensfuhrung vor der Wende, in der Zeit der Null-Stunden-Kurzarbeit und zum Zeitpunkt des zweiten Interviews, als dieses Moratorium bereits abgelaufen war, ausgesehen hat; Ergebnis ist, das die Art und Weise, wie die drei ihr Leben organisieren, uber all diese Situationen hinweg dieselbe geblieben ist. Das freilich hat Konsequenzen: Wahrend die Aufrechterhaltung der alltaglichen Lebensfuhrung uber den Umbruch hinweg dem Einzelnen eine Orientierungshilfe bietet, bestimmt sie gleichzeitig die soziale Lage unserer Interviewpartner im neuen System mit und erweist sich so als Ressource oder Restriktion bei der Auseinandersetzung mit den neuen Bedingungen. |