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Hintergrund: Die subkutane Fettgewebsnekrose des Neugeborenen (SCFN) ist eine seltene Erkrankung, die in den ersten Lebenstagen auftritt. Die SCFN ist charakterisiert durch harte, rot bis lila gefärbte Verhärtungen des subkutanen Fettgewebes, die gehäuft am oberen Rücken, den Wangen, am Gesäß und an den Hüften auftreten können. Die SCFN zeigt meist einen selbst-limitierenden Verlauf mit einer Rückbildung der Knoten innerhalb der ersten sechs Lebensmonate. Eine schwere Komplikation der SCFN ist die Hyperkalzämie. Die genauen pathophysiologischen Mechanismen der SCFN sind noch nicht vollständig geklärt. Fragestellung: Ziel war es mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche alle publizierten Fallberichte der SCFN sowie Risikofaktoren für das Auftreten einer SCFN und der begleitenden Hyperkalzämie zu identifizieren. Die vorhandenen Hypothesen zur Pathophysiologie der SCFN und der begleitenden Hyperkalzämie sollten in einem pathophysiologischen Gesamtkonzept zusammengefasst werden. Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche (PRISMA-Statement) durchgeführt. N=206 Publikationen erfüllten die definierten Einschlusskriterien. Diese beinhaltenen Daten von n=320 Patienten mit diagnostizierter SCFN. Publizierte maternaler Faktoren, Geburtscharakteristika und Angaben zur Diagnostik, Therapie und Langzeitfolgen der SCFN wurden entnommen. Publizierte Serum-Calcium-Spiegel wurden in vier Gruppen eingeteilt: Hyperkalzämie, Normokalzämie, Hypokalzämie oder keine Information vorhanden. Ergebnisse: Diese systematische Literaturrecherche stellt erstmals alle von 1948 bis 2018 publizierten Fallberichte der SCFN gegenüber. Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer SCFN wurde ein maternaler Gestationsdiabetes, maternale hypertensive Erkrankungen während der Schwangerschaft, eine Makrosomie, Asphyxie und die Anwendung einer therapeutischen Hypothermie identifiziert. Das histologische Bild entsprach in 98% der untersuchten Fälle einer granulomatösen Entzündung. Bei 64.3% aller Fälle lagen Angaben zum Serum-Calcium-Spiegel vor. 70.5% der Patienten zeigte eine assoziierte Hyperkalzämie (Normokalzämie: 25,1%, Hypokalzämie: 4,3%). 89,3% der Neugeborenen mit begleitender Hyperkalzämie zeigten supprimierte Parathormonspiegel. Diskussion: Ein hypoxischer Zellschaden wird als primäre Ursache der SCFN diskutiert. Das histologische Bild der SCFN deutet auf eine granulomatösen Entzündung hin. Wie für die SCFN, wird auch für andere granulomatöse Erkrankungen wie z.B. der Tuberkulose eine Hyperkalzämie als mögliche Komplikation beschrieben. Es wird vermutet, dass die granulomatöse Entzündung zu einem fehlenden Feedback-Mechanismus der 1-α-Hydroxylase im betroffenen Gewebe führt, was eine Überproduktion des Vitamin-D zur Folge hat. Eine erhöhte Kalziumresorption über den Darm und eine Hyperkalzämie sind die Folge. Die auftretende Hyperkalzämie scheint dabei unabhängig vom Parathormon-Spiegel zu sein. |