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Menschen mit kognitiven und mehrfachen Beeinträchtigungen leben vielfach in Institutionen, die den Auftrag haben, alle Bereiche des Lebens, primär Wohnen, Freizeit, Arbeit und Bildung, bedürfnisgerecht abzudecken. Hierzu müssen die Institutionen, insbesondere vor dem Hintergrund des Inklusionsideals der Behindertenrechtskonvention BRK, ein möglichst hohes Mass an Teilhabe, Autonomie, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung gewährleisten. Die vielfältigen Möglichkeiten in den Bereichen Freizeit, Beschäftigung, Interaktion und Wahrnehmung, welche mit einem autonomen Zugang und selbstbestimmten Aufenthalt in Aussenräumen einhergehen, stellen dabei ein weitgehend zu wenig genutztes Potenzial für Menschen mit Beeinträchtigungen dar. Damit verbunden sind oft baulich-gestalterische Hindernisse, aber auch die Beschaffenheit der Aussenräume und der Mangel an bedürfnisorientierten Aufenthalts- und Bewegungsangeboten, die von den Menschen selbstständig genutzt werden können. Da Menschen mit kognitiven und mehrfachen Beeinträchtigungen in Institutionen stark von den Entscheidungen des Personals abhängig sind, können hier weitere, nicht bauliche Zugangsbarrieren entstehen. Unsicherheit oder fehlendes Wissen um die Fähigkeiten der Klientel können dabei wesentliche Faktoren sein, die eine Nutzung von Aussenräumen für Menschen mit Beeinträchtigungen bereits verunmöglichen. Mit entsprechenden agogischen Konzepten kann jedoch die Autonomie für Menschen mit Beeinträchtigungen gefördert und Mitarbeiter*innen eine bessere Orientierung für Projekte im Aussenbereich geschaffen werden. Für die Gestaltung von Gärten und Parkanlagen gibt es zahlreiche Publikationen mit Planungshinweisen für Zielgruppen mit speziellen Bedürfnissen. Diese geben unter anderem Aufschluss zu den Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die gesundheitsfördernden Potenziale und Wirkungen und zeigen Lösungen für die Wegführungen, die Aufenthaltsbereiche oder die einfachere Orientierung. Allerdings können diese Empfehlungen nicht einfach eins zu eins auf die Bedürfnisse von Menschen mit mittelgradigen bis schweren kognitiven und mehrfachen Beeinträchtigungen,die in Institutionen leben, übertragen werden. Vielmehr braucht es eine ganzheitliche Sicht, die sowohl die agogischen Konzepte als auch die gestalterischen Kriterien sinnvoll verbindet. Die geringen Kenntnisse bezüglich der bedürfnisgerechten Gestaltung von Aussenräumen für Menschen mit kognitiven und mehrfachen Beeinträchtigungen sowie entsprechend unterstützender agogischer Konzepte war die Motivation für das interdisziplinäre Team der Hochschule Luzern1, sich im Rahmen eines Forschungsprojektes eingehender mit dieser Frage zu beschäftigen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sind in den vorliegenden Leitideen zusammengefasst. Mit dieser Publikation möchten wir Institutionen für die präventiven, verhaltensbezogenen und gesundheitsförderlichen Potenziale von Aussenräumen sensibilisieren sowie anwendungsorientierte Leitideen für die Agogik und Gestaltung von Parkanlagen aufzeigen, um den autonomen Zugang sowie die autonome Nutzung und Aneignung von Aussenräumen zu ermöglichen und zu fördern. Mit zeitgemässen Lösungsansätzen kann die Lebensqualität von Menschen, die in Institutionen leben, optimiert und die Risiken für gravierende belastende Entwicklungen, wie zum Beispiel Deprivation oder herausfordernde und festgefahrene Verhaltensweisen, verringert werden. |