Einfluss des immunregulatorischen Mycobacterium vaccae auf die Stressresilienz weiblicher Mäuse gegenüber frühkindlichem und adultem chronischen Stress

Autor: Weingast, Giulia
Přispěvatelé: Reber, Stefan O., Kühl, Susanne
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2022
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DOI: 10.18725/oparu-43227
Popis: Frühkindliche Traumatisierungen erhöhen das Risiko der Betroffenen für Stress-assoziierte, somatische Erkrankungen aber auch für psychische Erkrankungen. Obwohl die genauen Mechanismen noch unbekannt sind, häufen sich Belege über die kausale Beteiligung einer chronisch niederschwelligen Entzündungsreaktion an der Pathogenese dieser Leiden. Es wird vermutet, dass die Abnahme des Kontakts zu bestimmten immunregulatorischen Mikroorganismen, den sogenannten „Old Friends“, im Laufe der Entwicklung unseres modernen Lebensstils, für den Prävalenzanstieg von Krankheiten mit entzündlicher Pathogenese verantwortlich ist. Eine vermehrte Exposition gegenüber den „Old Friends“, zu dem auch das saprophytische Bakterium Mycobacterium vaccae (M. vaccae) zählt, könnte demnach zur Regulation der chronischen Entzündung und damit zur Therapie bzw. Prävention von Stress-assoziierten Erkrankungen eingesetzt werden. Reber et al. konnten in diesem Zusammenhang bereits zeigen, dass die subkutane und intranasale Immunisierung von männlichen Mäusen mit M. vaccae eine Steigerung der Stressresilienz gegenüber einem Paradigma für chronischen Stress im Erwachsenalter zur Folge hatte. Da bisher jedoch noch nicht bekannt ist, ob diese Ergebnisse auf das weibliche Geschlecht übertragbar sind, und ob M. vaccae auch präventiv gegenüber chronischem Stress im Frühkindesalter wirken bzw. frühkindlich Traumatisierte sogar vor den negativen Folgen von chronischem Stress im Erwachsenenalter schützen kann, wurden im Rahmen dieser Doktorarbeit die Fragestellungen untersucht ob i) die Immunisierung mit M. vaccae in weiblichen Mäusen zu einer Steigerung der Stressresilienz und zur Regulierung einer systemischen und lokalen Entzündungsreaktion nach frühkindlichem Trauma führt, und ob ii) die Immunisierung mit M. vaccae die Stressresilienz frühkindlich-traumatisierter, weiblicher Mäuse gegenüber den negativen Auswirkungen von chronischem Stress im Erwachsenalter stärkt. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden weibliche C57BL/6N Mäuse dem Maternalen Separations (MS; 3h Separation des Nachwuchses vom Muttertier von postnatalem Tag 1-14 jeweils 3h täglich) Model, einem etabliertes Mausmodel zur Imitation von Frühkindlichem Stress, ausgesetzt. Eine Gruppe von nicht-separierten Tieren diente als Kontrollen (NoMS Gruppe). Im Anschluss wurden alle Tiere 3-malig, subkutan mit einer hitzeinaktivierten Form von M. vaccae oder einer Kontrollsubstanz (Vehikel) injiziert. Um die Auswirkungen von MS und M. vaccae auf generelle und soziale Ängstlichkeit zu testen, wurden innerhalb von 2 Wochen nach der letzten Injektion der Open Field/Novel Object (OF/NO) Test und der Social Preference and Avoidance Test (SPAT) durchgeführt. Am darauffolgenden Tag wurden die Tiere für Fragestellung 1 getötet, sowie bestimmte Organe und Blut gesammelt, um daraus physiologische und immunologische Parameter zu ermitteln. Die Tiere für Fragestellung 2 wurden am Tag des Versuchsendes von Fragestellung 1 für 19 Tage dem Model der Sozialen Isolation (SI), einem Model für chronischen Stress in weiblichen Nagern, ausgesetzt. Die Kontrolltiere verblieben in Gruppenhaltung (GHC). Anschließend an diese Stressphase wurden erneut der OF/NO und der SPAT durchgeführt, bevor auch diese Tiere am darauffolgenden Tag analog zum ersten Experiment getötet wurden. Die Ergebnisse meiner Studie zeigten, dass MS in weiblichen Mäusen generelle Ängstlichkeit verringerte und tendenziell zur Vermeidung sozialer Interaktion führte. Zudem erhöhte MS die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden (HHN) - Achse, beeinflusste die Funktionalität der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden (HHG) - Achse und induzierte eine leichte systemische Entzündungsreaktion. Die Behandlung mit M. vaccae führte zu einer Aufhebung des MS-induzierten anxiolytischen Effekts, verhinderte die MS-induzierte Erhöhung der sozialen Ängstlichkeit und führte zur Normalisierung der, durch MS gesteigerten, HHN-Achsen Aktivität und in Teilen auch der HHN-Achsen Funktionalität. Des Weiteren hatte M. vaccae die Verringerung der systemischen Entzündungsreaktion in den MS Tieren zur Folge. SI verhinderte die MS induzierte Anxiolyse und den MS induzierten Anstieg der CORT Konzentration. Außerdem führte MS in GHC und SI Mäusen zu erhöhter sozialer Ängstlichkeit, wobei diese in SI Mäusen etwas stärker ausgeprägt war. Die Intervention mit M. vaccae führte zu einer Abnahme der SI-induzierten sozialen Ängstlichkeit in den MS Tieren. Zusammengefasst zeigte diese Studie zum ersten Mal, dass M. vaccae auch in weiblichen Mäusen protektiv gegenüber den negativen Folgen von frühkindlichem Stress wirkte und sogar zu einer Steigerung der Resilienz gegenüber chronischem Stress im Erwachsenenalter führte. Weitere Untersuchungen könnten dazu beitragen, dass die Immunisierung mit M. vaccae als präventive und therapeutische Strategie in der Behandlung von Frauen mit Stress-assoziierten Erkrankungen dienen kann.
Databáze: OpenAIRE