Die Entmythologisierung der Landschaft

Autor: Braun, Ricarda
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2021
Předmět:
Popis: In der vorliegenden Arbeit wird die These aufgestellt, dass die heutige Landschaftsauffassung von dem neolithischen Fundort G��bekli Tepe (S��dostt��rkei) nicht auf Grundlage einer tats��chlichen Erforschung der Landschaft entstand. Stattdessen gehe ich davon aus, dass sich die Landschaftsauffassung durch eine semantische ��bertragung der dem Platz zugeschriebenen Singularit��t auf die Landschaft herausbildete. Verschiedene Aspekte, die das heute g��ngige Narrativ zum G��bekli Tepe und insbesondere das zu seiner Landschaft pr��gen, werden als Spiegel rezenter Denkweisen und Wahrnehmungsformen angesehen. Ziel der Arbeit ist es einerseits diese These zu ��berpr��fen und andererseits ��berpr��fbare landschaftliche Analysen zu liefern, die als dringend notwendig erachtet werden, um zuk��nftig ein theoretisch begr��ndetes und reflektiertes Narrativ zum G��bekli Tepe entwickeln zu k��nnen. Einem hermeneutischen Ansatz folgend, wird die Landschaft des G��bekli Tepe in ���zirkul��r��� aufeinander aufbauenden Teilen aus der Perspektive unterschiedlicher Landschafts bzw. Raumbegriffe betrachtet. Um sich der Landschaftswahrnehmung im Neolithikum n��hern zu k��nnen, wird ein emphatischer Zugang gew��hlt, bei dem von den eigenen abweichende, intersubjektive, also nachvollziehbare Wahrnehmungsmuster betrachtet werden. Mit Hilfe dieser Vorgehensweise, die gewinnbringend arch��ologische und geographische Arbeitsweisen interdisziplin��r miteinander verkn��pft, erfolgt eine Neuinterpretation des G��bekli Tepe. Die St��tte wird hierbei nicht wie bisher meist angenommen als die Neolithisierung vorantreibend angesehen, sondern als r��ckw��rtsgewandter Ort, an dem an der pal��olithischen Lebensweise festgehalten wurde. Es wird gezeigt, dass die Standortwahl nicht aus den in der Literatur zumeist angef��hrten Gr��nden einer gew��nschten Kontrolle, Effizienz oder Prominenz erfolgte. Stattdessen sind die Architektur und der Standort des G��bekli Tepe als Ausdruck der Unsicherheit zu interpretieren, die der Transformationsprozess von einer aneignenden zu einer produzierenden Lebensweise im fr��hen Neolithikum ausl��ste. Die These, dass das Narrativ zu der Landschaft des G��bekli Tepe stark auf heutigen Denkmustern aufbaut, wird als best��tigt angesehen.
This thesis assumes that the present landscape conception of the Neolithic site G��bekli Tepe in southeastern Turkey is not based on an actual investigation of the landscape. I instead hypothesize that this conception was formed by projecting the singularity ascribed to the archaeological site onto the landscape through a semantic transfer. Various aspects that characterize the narrative of G��bekli Tepe and especially of its landscape common today are seen as a reflection of recent ways of thinking and perception. The objective of this work is to on the one hand verify this hypothesis and on the other to provide verifiable landscape analyses. They are considered essential in order to be able to develop a theoretically valid and reflected narrative of G��bekli Tepe in the future. Following a hermeneutic approach, the landscape of G��bekli Tepe is examined from related, progressive perspectives that correspond to different concepts of landscape or space. In order to approach the perception of landscape in the Neolithic, an emphatic approach was chosen. Intersubjective, i.e. relatable patterns of perception which differ from one���s own are considered. Applying this approach which successfully combines archaeological and geographical methods in an interdisciplinary way, a new interpretation of G��bekli Tepe was developed. The site of G��bekli Tepe is not, as widely assumed, seen as a driving force behind the neolithization, but rather as a backward oriented place where the Paleolithic way of life was maintained. It is shown that the choice of location was not made for reasons of intended control, efficiency or prominence which are mostly represented in the literature. The architecture and location of G��bekli Tepe are rather to be interpreted as an expression of the uncertainty triggered by the transformation process from a hunting and food-gathering to an agrarian-based way of life in the early Neolithic. The assumption that the narrative on the landscape of G��bekli Tepe is strongly based on contemporary thought patterns is considered as confirmed.
Databáze: OpenAIRE