Einfluss der orthograden Darmspülung und der oralen Antibiotikaprophylaxe auf die perioperative Komplikationsrate und die Dauer der postoperativen Darmatonie bei der offenen und minimalinvasiven Kolonchirurgie : Eine Single-Center-Erhebung

Autor: Vetter, Marc
Přispěvatelé: Schmidt, Roland, Walter, Benjamin
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2023
Předmět:
Popis: Einleitung Auf der Grundlage der „Fast-Track“-Chirurgie – begründet von Kehlet et al. – und untermauert durch Evidenz zahlreicher Publikationen anderer Autoren, wurde der Nutzen der orthograden Darmspülung (MBP = mechanical bowel preparation) in der elektiven Kolonchirurgie zunehmend in Frage gestellt. Neuere Studien suggerieren einen positiven Effekt der MBP zusammen mit einer oralen Antibiotikaprophylaxe (OABP) hinsichtlich des Auftretens von Wundinfektionen (SSI = surgical site infections). Ziel dieser Untersuchung ist es, die Auswirkungen der MBP und OABP auf das peri- und postoperative Outcome im eigenen Patientenklientel der viszeralchirurgischen Klinik des Bundeswehrkrankenhauses Ulm zu evaluieren. Material und Methoden Diese Arbeit vergleicht auf Basis einer retrospektiven Erhebung das Outcome bei elektiven Kolonresektionen mit primärer Anastomose. In den Jahren 2013 bis 2019 wurden dabei drei verschiedene Vorbereitungsschemata angewendet: 1. „MBP-only“ (2013 - 2016): MBP mittels CitraFleet® ohne OABP (Studiengruppe 1) 2. „no-MBP“ (2016 - 2017): Verzicht auf eine MBP und OABP, lediglich peranale Gabe von Freka-Clyss® und 18 Tropfen Laxoberal® (Kontrollgruppe) 3. „MBP+OABP“ (2018 - 2019): MBP mittels Macrogol®, danach zusätzlich orale Gabe von 2.000mg Paromomycin und 400mg Metronidazol am Vorabend der Operation (Studiengruppe 2) Diese drei Gruppen wurden jeweils in zwei weitere Subgruppen unterteilt, die entweder eine offen-chirurgische Kolonresektion oder eine minimalinvasive Sigmaresektion erhielten. Das Outcome wurde definiert anhand bestimmter Parameter, die für jeden Patienten postoperativ erhoben wurden. Dazu zählen primär die Rate an SSI und Anastomoseninsuffizienzen (AL = anastomotic leakage), sowie sekundär die Dauer der postoperativen Darmatonie (p.o.-DA; hier: Dauer bis zum ersten postoperativen Stuhlgang in Tagen). Weitere mögliche Einflussparameter wurden erhoben und deren Einfluss in Regressionsanalysen untersucht. Insgesamt wurden 260 Patienten in die Studie eingeschlossen („no-MBP“: n = 48; „MBP-only“: n = 145; „MBP+OABP“: n = 67). Ergebnisse Die Gruppe „MBP+OABP“ zeigte statistisch auffällig weniger SSI als die Kontrollgruppe („no-MBP“ vs. „MBP+OABP“: 16,7 % vs. 4,5 %, p = 0,05). In den Subgruppen war das Ergebnis nicht statistisch auffällig. In der deskriptiven Statistik ist dennoch ein klarer Trend hinsichtlich des selteneren Auftretens von SSI bei den Gruppen, die mittels MBP+OABP vorbereitet wurden, erkennbar. Die anderen Zielparameter (AL und p.o.-DA) zeigten weder in der Gesamtbetrachtung noch in den Subgruppenanalysen eine auffällige Verteilung, sodass der Einfluss der Darmvorbereitung hierbei eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Der größte Einfluss auf die Dauer der p.o.-DA konnte in Regressionsanalysen eindeutig der minimalinvasiven Chirurgie zugeordnet werden und nicht der Art der Darmvorbereitung. Diskussion Dieses Ergebnis ist analog zur aktuellen Studienlage, dass die Darmvorbereitung mittels einer MBP+OABP die Rate an SSI verringert. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um ein einheitliches Vorbereitungsschema zu etablieren. Eine konkrete Leitlinie bezüglich der Durchführung einer MBP+OABP gibt es bislang noch nicht.
Databáze: OpenAIRE