Krankheitsverhalten von Patienten mit somatoformen Störungen : Beschreibung, Erfassung und assoziierte Faktoren

Autor: Weiß, Frauke Dorothee
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2017
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DOI: 10.17192/z2017.0276
Popis: Illness behavior can be considered as both a consequence and as part of an amplification process maintaining somatoform disorders (Kirmayer & Taillefer, 1997). Besides, it results in a highly economic relevance for health care systems (Hiller et al., 2003). In this thesis different aspects of illness behavior in patients with somatoform disorders were studied, focusing especially on health care utilization. The first study’s aim was to investigate the pattern and the heterogeneity of illness behaviors in patients with medically unexplained physical symptoms. We aimed at empirically identifying subgroups with different degrees of illness behaviors and at detecting factors that may be indicators of illness behaviors within these groups. We found two distinct clusters: a low and a high illness behavior cluster. Increased health anxiety was associated with illness behavior in both clusters. The results of our study strongly suggest that not all patients develop the tendency to exhibit a very high rate of illness behaviors. The systematic assessment of health care use is essential for the health economic evaluation of psychotherapy as well as to ensure comparability across studies. In the second study we developed and evaluated a self-report instrument for assessing health care utilization. High agreement between questionnaire and interview and a good differentiation between groups of somatizing patients with different somatization scores are indicators of the practicability of the HCU-Q. The aim of the third study of this thesis was to describe the health care use of patients with somatoform disorders across the entire somatoform diagnostic spectrum and to differentiate between patients with and without comorbid mental disorders. In addition, we examined potential mediating factors which exert influences on the link between somatization and health care use. We found that patients fulfilling criteria of DSM-IV somatization disorder had a significantly higher number of doctor visits than patients with undifferentiated somatoform, and somatoform pain disorder. In most health care use variables, patients with comorbid mental disorders did not differ from patients without comorbidities. Potential mediator effects were found for health anxiety and disability, but not for depression and anxiety. The results enable us to better understand which factors could drive somatizing patients to use health care services extensively. The studies conducted within this thesis underline the importance of illness behaviors and result in a better understanding of these behaviors in patients with somatoform disorders. The results indicate that not all patients engage in very high levels of illness behaviors and that different needs are associated with patients’ drive to consult their doctor. These aspects have to be addressed in psychological interventions as well in doctor-patient interactions.
Das Krankheitsverhalten von Patienten mit somatoformen Störungen ist sowohl beteiligt an der Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung (Kirmayer & Taillefer, 1997), als auch gesundheitsökonomisch relevant (Hiller, Fichter, & Rief, 2003). In der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation wurden verschiedene Aspekte des Krankheitsverhaltens, insbesondere die Inanspruchnahme medizinischer Gesundheitsleistungen, in dieser Patientengruppe näher beleuchtet. Ziel der ersten Studie dieser Dissertation war die Untersuchung des individuellen Musters sowie der Heterogenität von Krankheitsverhaltensweisen. In einer Stichprobe von Patienten mit medizinisch unerklärten Körpersymptomen wurden empirisch Cluster mit verschiedenen Ausprägungen im Krankheitsverhalten gebildet und Faktoren identifiziert, die mit dem jeweiligen Krankheitsverhalten innerhalb der Cluster assoziiert waren. Es konnten ein Cluster mit hoch sowie eines mit niedrig ausgeprägtem Krankheitsverhalten identifiziert werden. Krankheitsangst zeigte in beiden Clustern signifikante Assoziationen mit Krankheitsverhalten. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass nicht alle Patienten mit unerklärten Körpersymptomen ein sehr hohes Krankheitsverhalten aufweisen. Eine systematische Erfassung der Inanspruchnahme medizinischer Gesundheitsleistungen ist für die Therapieplanung, für eine studienübergreifende Vergleichbarkeit sowie für die gesundheitsökonomische Bewertung von Psychotherapie essentiell. Aus diesen Gründen wurde im Rahmen der zweiten Studie dieser Dissertation ein Fragebogen zur Erfassung der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen entwickelt und evaluiert. Es zeigten sich exzellente Übereinstimmungen des entwickelten Fragebogens mit Interviewdaten sowie eine gute Differenzierbarkeit zwischen Gruppen mit unterschiedlicher symptombezogener Beeinträchtigung. Die Ergebnisse sprechen für die Anwendbarkeit des HCU-Q, auch im Rahmen der gesundheitsökonomischen Evaluation von Psychotherapie. Um ein umfassendes Bild über die Inanspruchnahme medizinischer Gesundheitsleistungen in einer Stichprobe von Patienten mit somatoformen Störungen zu erlangen, erfolgte in der dritten Studie eine Analyse verschiedener Aspekte der Inanspruchnahme, bei der das gesamte diagnostische Spektrum der somatoformen Störungen sowie psychische Komorbiditäten berücksichtigt wurden. Darüber hinaus wurden potentielle Faktoren identifiziert, die mit der Inanspruchnahme eines Arztes in Verbindung stehen. Es zeigte sich, dass Patienten mit einer Somatisierungsstörung nach DSM-IV eine signifikant höhere Anzahl an ambulanten Behandlungen aufwiesen als Patienten mit undifferenzierter somatoformer Störung und Patienten mit somatoformer Schmerzstörung. In der Mehrzahl der Inanspruchnahmevariablen zeigten sich keine Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne psychische Komorbiditäten. Krankheitsangst und symptombezogene Beeinträchtigung stellten sich als potentielle Faktoren heraus, die den Zusammenhang zwischen Somatisierung und Inanspruchnahme vermitteln. Depressivität und Ängstlichkeit zeigten dagegen keine Mediatoreffekte. Die Ergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag für ein besseres Verständnis der Faktoren, die mit der Inanspruchnahme der Patienten in Verbindung stehen. Die im Rahmen der vorliegenden Dissertation durchgeführten Studien führen zu einem breiteren Verständnis des Krankheitsverhaltens von Patienten mit somatoformen Störungen. Es konnte gezeigt werden, dass nicht alle Patienten ein sehr hohes Krankheitsverhalten aufweisen und unterschiedliche Bedürfnisse mit dem Verhalten verbunden sind. Diese sollten sowohl bei der Arzt-Patient-Kommunikation als auch in psychologischen Interventionen berücksichtigt werden.
Databáze: OpenAIRE