Dekonstruktion von Identität in der zeitgenössischen Fotografie
Autor: | Sagmeister, Maria Regina |
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Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2013 |
DOI: | 10.25365/thesis.25251 |
Popis: | Die Produktion kollektiven Wissens spielt sich zu einem großen Teil im visuellen Bereich ab, Bilder sind dabei wie jede Form von Äußerung, zugleich Produkt wie auch produktiver Teil gesellschaftlicher Prozesse. Sowohl Überlegungen aus der an Michel Foucault anschließenden Diskurstheorie, wie auch ein an Antonio Gramsci anschließenden Hegemoniekonzept, lassen Schlüsse über die Beteiligung von Sichtbarkeit an der gesellschaftlichen Wirklichkeitsproduktion zu. Sichtbarkeit kann insofern als politische Kategorie und Vorraussetzung für die Teilhabe an Diskursen verstanden werden. Verschiedene politische Bewegungen streben nach Sichtbarkeit und setzen diese mit Anerkennung und Mitsprachemöglichkeiten gleich. Die bedingungslose Affirmation von und Forderung nach bildlicher Repräsentation lässt allerdings oft eine kritische Analyse bestehender Repräsentationsmuster vermissen. Es fragt sich in wie weit eine künstlerische oder visuelle Arbeit dazu im Stande sein kann, sowohl diese Strukturen zu hinterfragen als auch im selben Atemzug minorisierte Positionen zu repräsentieren und alternative Muster von Repräsentation zu schaffen. Die Künstlerinnen Catherine Opie, Zanele Muholi und Verena Jaekel machen marginalisierte Gruppen zu den Protagonist_innen ihrer Arbeiten und beschäftigen sich mit Fragen nach Sexualität, Geschlecht und Identität. Sie arbeiten dabei mit dem Format des Porträts, welches in seiner Verbreitung, seinen Funktionen und Entwicklung als hegemoniale Bildform verstanden werden kann. In der Betrachtung verschiedener Porträtserien dieser Fotografinnen zeigen sich verschiedene Wirkungen der Arbeit mit einer solchen Bildform. Aus seiner Tradition als bürgerliches Repräsentationsmedium kann das fotografische Porträt einerseits wertschätzende Sichtbarkeit vermitteln, womit etwa Catherine Opie in ihren Portraits arbeitet. Gleichzeitig sind dieser Bildform, durch eben diese Tradition, auch bestimmte Normen, etwa hinsichtlich der Vorstellung von Geschlecht und Sexualität, inhärent. Gerade hinsichtlich des Familienporträts, dem sich sowohl Opie als auch Jaekel widmen, fragt sich ob dieses geeignet sein kann, Sichtbarkeit jenseits der mit ihm verbundenen normativen Implikationen zu schaffen. Nicht jede Form von Sichtbarkeit wirkt ermächtigend, auch stereotypisierende und pathologisierende Sichtbarkeiten können die Position einer Identität mitbestimmen. Neben seiner repräsentativen Funktion erfüllte das fotografische Porträt in seiner Entwicklungsgeschichte, etwa im Einsatz in der Kriminologie, auch repressive Funktionen. Die Form der Sichtbarkeit, der jeweilige Kontext der Entstehung und der Rezeption des Werks ist stets ausschlaggebend für die Frage, ob die sichtbar gewordenen Subjekte dadurch handlungsfähig werden können. Unter Bezugnahme aus Überlegungen aus Gender und Queer Studies, wie auch aus der postkolonialen Theorie, ist schließlich auch die Verankerung der Künstlerinnen in den jeweils porträtierten Bewegungen und Gruppen ausschlaggebend für die politische Relevanz der Arbeiten. Zudem zirkulieren die Werke der besprochenen Künstlerinnen nicht nur im Kunstkontext, sondern auch in verschiedenen anderen Diskursen, wodurch ihre Wirkmächtigkeit verstärkt wird und in einem bislang wenig bespielten Raum zwischen verschiedenen Diskursen neue Sichtbarkeiten geschaffen werden. The production of collective knowledge occurs to a great extent in the visual sphere. Images, like all forms of expression, are at once product and productive part of social proceedings. Ideas from discourse analysis subsequent to Michel Foucault as well as from Antonio Gramsci's concept of hegemony allow understanding of the role visuality plays in the production of social reality. Visuality can be understood as a polical category and a condition for recognition in different discourses. Numerous political movements aspire to visuality as they equate it with political participation. The unconditional affirmation and call for visuality however, often misses out on a critical view of established forms of representation. Hegemonic forms of visuality, such as the portrait, often come with certain implications. For example the traditional family portrait transports particular ideas of sex and gender. The main question in the consideration of the art works will be – do they have the potential to question structures of representation and at the same time represent marginalized positions and create a new form of visuality? The photographers Catherine Opie, Zanele Muholi and Verena Jaekel all work with portraits of people whos position in society is a rather marginalized one – for example transgender, gays and lesbians. This thesis examines the question of how their art work effects the political reality of those groups it focuses on. Different theories from Gender and Queer Studies, discourse analysis and materialistic theory will be examined in order to see to what extent visuality plays a role in the construction of a social reality and truth. Therefore the development of the portrait in photography – one the one hand as a medium of representation for the bourgousie, but on the other hand, as a vehicle of repression, for example in criminology, will also be explored in order to fully understand the effect visuality has in the political sphere. The artists all are part of the group or movement they portray. The close cooperation between artist and object effects the plausibility of the work, since the group is not looked upon from an exterior point of view, but speaks for itself. Also the photographs are not only to be seen in the art context, but in different public spaces, as for example on magazine covers or in the context of political festivals. |
Databáze: | OpenAIRE |
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