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An der Exelbergstraße im 17. Wiener Gemeindebezirk werden wandernde Amphibien seit dem Jahr 2000 mittels Zaun-Kübel-Methode vor dem Straßentod bewahrt. Jedes Jahr wurden dort zwischen 2500 und 6000 Frösche, Kröten und Molche über die Straße getragen, im Jahr 2009 waren es sogar mehr als 9000 Tiere, die so gerettet werden konnten. Im Untersuchungszeitraum vom 27.2. bis 6.5.2008 wurden insgesamt 5857 Amphibien am Schutzzaun gezählt. In dieser Saison wanderten acht verschiedene Amphibienarten über die Exelbergstraße: Salamandra salamandra, Ichthyosaura alpestris, Lissotriton vulgaris, Triturus carnifex, Bufo bufo, Hyla arborea, Rana temporaria und Rana dalmatina. In der vorliegenden Arbeit wurde nun der Einfluss der Geländemorphologie an der Exelbergstraße auf die Wanderrouten von Amphibien, weiters die Auswirkungen von Temperatur und Niederschlag auf die Wanderung, und auch die Wanderphänologie der Grasfrösche (Rana temporaria) genauer untersucht. Zur Ermittlung des Geländeeinflusses auf die Wanderung der Amphibien wurde das Gebiet um den Schutzzaun genau vermessen und anschließend mittels ArcGIS analysiert. Das Untersuchungsgebiet wurde dann in mehrere Zonen eingeteilt, die sich untereinander signifikant bezüglich ihrer topografischen Eigenschaften unterscheiden. Es stellte sich heraus, dass die untersuchten Amphibienarten unterschiedlich auf die vorherrschenden Geländegegebenheiten reagierten. So waren etwa Alpenkammmolche hauptsächlich im flachen, nordwestlichen Teil des Untersuchungsgebietes zu finden. Der Großteil der beobachteten Bergmolche und Teichmolche wurde sowohl im nordwestlichen Bereich gefunden, als auch an jenem Straßenabschnitt, in dessen Nähe sich einige Laichgewässer befinden. Der prozentuelle Anteil an Steilbereichen im Untersuchungsgebiet und die Uferneigung hatten keinen bedeutenden Einfluss auf die Wanderung der Springfrösche und Grasfrösche. Sie überquerten die Exelbergstraße in unmittelbarer Nähe ihrer Laichgewässer, die sich im östlichen Teil des angestrebten Laichgebietes befinden. Dabei kletterten sie auch über die teilweise sehr steilen Uferböschungen des nahe gelegenen Eckbaches. Erdkröten wanderten eher über flacheres Gelände im Nordwesten des Untersuchungsgebietes in die südlichen und westlichen Bereiche des Hauptlaichgebietes. In der Untersuchung wurde auch der Einfluss des Wetters berücksichtigt. Eine Woche vor Beginn der Frühjahrswanderung herrschten weitgehend frostfreie Bedingungen. Die Wanderung aller sechs untersuchten Amphibienarten setzte mit einem starken Regenguss Ende Februar ein. Im Untersuchungszeitraum querten nicht genug Molche die Exelbergstraße, um einen Einfluss das Wetters auf diese Amphibiengruppe nachweisen zu können. Die Mehrzahl der Erdkröten wanderte hauptsächlich bei Temperaturen über 5°C, aber solange die Nachttemperaturen nicht unter den Gefrierpunkt sanken, konnten weiterhin jeweils einige Tiere am Zaun gefunden werden. Regen förderte generell die Wanderung der Kröten, auch wenn sie teilweise ebenfalls bei Trockenheit aktiv waren. Die Wanderungsabläufe der Braunfrösche im Untersuchungsgebiet (Rana dalmatina und Rana temporaria) waren einander recht ähnlich in ihrem Verlauf. Die Frösche wurden aktiv, sobald die Minimaltemperaturen den Gefrierpunkt überschritten und die Maximaltemperaturen mehr als 10°C betrugen. Weiters war die Wanderung der Braunfrösche stark vom Niederschlag beeinflusst. Sie wanderten hauptsächlich bei Regen, bei Trockenheit wurden sie hingegen eher selten am Schutzzaun angetroffen. Die intensivste Wanderung konnte stets beobachtet werden, wenn ein Regenschauer eine längere Trockenperiode beendete. Ein weiterer Teilaspekt dieser Arbeit beinhaltete die Analyse der Wanderphänologie von Rana temporaria mittels der Fang-Wiederfang-Methode. Zur individuellen Wiedererkennung wurde die Dorsalseite der Grasfrösche fotografiert und die Bilder später optisch verglichen. Durch den mehrmaligen Fang einzelner Grasfrosch-Individuen konnten die Aufenthaltsdauer im Laichgebiet und die räumliche Verteilung entlang der Exelbergstraße untersucht werden. Hierbei zeigte sich, dass die Wanderung der weiblichen Grasfrösche - vor allem die Abwanderung aus dem Laichgebiet - zeitlich stark synchronisiert abläuft. Bei den Männchen war jedoch eine solche zeitliche Abstimmung nicht zu erkennen. Die Abstände der Fundkübel bei erstmaligem und erneutem Fund variierten bei beiden Geschlechtern sehr stark. Manche Tiere wanderten denselben Weg zurück, auf dem sie zuvor ins Laichgebiet eingewandert waren, andere hingegen wurden in Kübeln wiedergefunden, die mehr als 400 m vom Ort des Erstfundes entfernt waren. |