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Die Praxistheorie des Dienstleistungsmanagements von Krankenhausern reflektiert eine ihrer wichtigsten Grundlagen nicht: Die Behandlung von Kranken stellt keine einseitige Handlung von Arzten, Pflegekraften und Therapeuten auf Patienten als ihr Objekt dar. Patienten sind Interaktionspartner und mussen uno actu zwecks Gesundwerdung mit den sich ausschlieslich als Akteure missverstehenden Experten zusammenarbeiten. Die okonomische Theorie der Dienstleistungsproduktion als praktische Theorie untermauert den Status der vermeintlichen Akteure, degradiert Mitarbeiter zu Einsatzfaktoren und Patienten wegen ihrer nur zeitweiligen Prasenz im Krankenhaus zum externen Faktor. Durch diese Konstruktion gelingt es schlieslich, die Produktionstheorie industrieller Pragung auf Krankenhauser zu ubertragen und wichtige industrielle Zielsetzungen, Methoden und Instrumente fur Krankenhauser verfugbar zu machen. Die Schwierigkeiten einer solchen Theorie zeigen sich dann aber konkret in der Krankenhauspraxis: So offenbaren sich unerwunschte Anreize, die u. a. aus dem produktionstheoretisch formulierten Patientenklassifikations- und zum Vergutungssystem weiterentwickelten Finanzierungssystem resultieren. Ferner lassen sich Mitarbeiter nicht mehr als Einsatzfaktoren behandeln, die entlang der Arbeitsorganisation zum gewunschten Arbeitsverhalten gefuhrt werden konnen. Sie zeigen dies u. a. durch erhohte Fluktuation, fehlendes Commitment, erhohte Wechselbereitschaft oder durch ein fehlendes Interesse, uberhaupt in einem Krankenhaus zu arbeiten. Entlang der sich andernden Arbeitsmarkte, die den Faktor Arbeit verknappen und die Konkurrenz zwischen den Institutionen um Arbeitskrafte verscharfen, muss sich deshalb die Personalwirtschaft der Krankenhauser verandern. Hinzu kommt der Trend verstarkter Digitalisierung, der neue Funktionen eines Personalmanagements ermoglicht. Welche personalwirtschaftlichen Aufgaben innerhalb des bestehenden Finanzierungssystems und ohne das Verlassen der Produktionsperspektive auf Krankenhauser zukommen, zeigt der Beitrag einerseits auf. Andererseits versuchen die Autoren am Ende des Beitrags erste Offnungen der zuvor geschilderten Perspektivenverengung der Produktionstheorie mit verschiedenen Ansatzpunkten anzudeuten, um auf diese Weise Moglichkeiten zu deren Uberwindung aufzuzeigen. |