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»Eriugena war der erste, mit dem nun eine wahrhafte Philosophie beginnt, und vornehmlich nach Ideen der Neuplatoniker« — so lautet die Anerkennung, die Hegel in seinen Vorlesungen uber die Geschichte der Philosophie dem Theologen und Philosophen zollt. Der Name E. stammt von Erin, dem alten Namen fur Irland, welches im 9. Jahrhundert auch Scotia maior hies, daher der zweite Name Scotus. So ungewis E.s Lebensumstande sonst auch gewesen sein mogen, gewis ist: Er bekleidete weder ein weltliches noch ein geistliches Amt und wurde um 850 an die Palastschule Karls des Kahlen nach Paris berufen, wo er die ›artes liberales‹ unterrichtete. Im Auftrag seines Herrschers ubersetzte er die Werke des Pseudo-Dionysios ins Lateinische und machte dem Westen auch die griechischen Autoren Maximus Confessor und Gregor von Nyssa in Ubertragungen zuganglich. Was ihn einem groseren Publikum bekannt werden lies, waren jedoch nicht seine hervorragenden Ubersetzungen, sondern eine theologische Kontroverse, namlich der Pradestinationsstreit zwischen Hinkmar, Erzbischof von Reims, und dem Monch Gottschalk von Orbais, den E. mit seiner Schrift De Praedestinatione zu schlichten suchte. Der dualistischen Auffassung Gottschalks, Gott habe sowohl einige Menschen zur Verdammung als auch zur Erlosung vorherbestimmt, setzte er den neuplatonischen Einheitsgedanken entgegen: Gott ist das Eine, aus dem alles stromt (Emanation); dieses Seiende ist von Natur aus gut und auserstande, entgegengesetzte Effekte zu produzieren. |